Der Gewöhnliche Löwenzahn (Taraxacum officinale) aus der Gattung Löwenzahn (Taraxacum) innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae) ist eine mehrjährige Pflanze, die – wenn sie nicht gerade als Unkraut bekämpft wird – als wertvolle Heilpflanze geschätzt und auch als gesundes Essen in der Küche verwendet wird. Als Wildpflanze ist Löwenzahn in den gemäßigten Zonen der gesamten nördlichen Erdhalbkugel verbreitet und wächst mit Vorliebe auf stickstoffreichen (Fett-) Wiesen, an Wegrändern und an Gräben. [1]
Vorkommen
Löwenzahn ist nicht gerade wählerisch, was seinen Standort betrifft. Am besten gedeiht er jedoch an sonnigen bis halbschattigen Plätzen. Ideal für Löwenzahn sind nährstoffreiche Ton- und Lehmböden, obwohl sich die Pflanze auch gefühlt in jedem Rasen ausbreitet und dort gut wächst. Er ist eine Zeigerpflanze für schwere, stickstoffreiche Böden. [2]
Vegetative Merkmale
Der Löwenzahn ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe von 10 cm bis 30 cm erreicht und in allen Teilen einen weißen Milchsaft enthält. Seine bis zu 1 Meter (selten auch bis 2 Meter) lange, fleischige Pfahlwurzel ist außen dunkelbraun bis schwarz. Sie geht in eine kurze, stark gestauchte Sprossachse über, auf der die Blätter dicht in einer grundständigen Rosette stehen. Nach einer Verletzung des Vegetationspunktes regeneriert sich die Pflanze aus der Wurzel und bildet dann meist mehrere Blattrosetten. Die 10 bis 30 cm langen Blätter sind eiförmig bis eilanzettlich, unregelmäßig stark gelappt und tief eingeschnitten und gezahnt. Einschnitte und Zähne sind von der Basis bis zu etwa zwei Drittel der Länge stark, weiter zur Blattspitze häufig geringer ausgeprägt. Da einige Merkmale sehr plastisch sind, können sich die einzelnen Pflanzen stark den jeweiligen Standorten anpassen. So produzieren Pflanzen an ungestörten Standorten lange, schräg aufrecht gehaltene Blätter und bis zu 50 cm lange, aufrechte Blütenstandstiele. Pflanzen auf begangenen Wegen oder häufig gemähten Wiesen haben dagegen viel kürzere, dicht dem Boden aufliegende Blätter und niederliegende, manchmal nur wenige Millimeter lange Blütenstandstiele. [3]
Generative Merkmale
Den Blattachseln entspringen meist mehrere, bis zu 60 cm lange Blütenstandsstiele. Jeder ist eine blattlose, außen schwach befilzte, hohle Röhre. An ihrem oberen Ende stehen dicht spiralig verteilt 30 bis 40 abstehende Hochblätter, die bald austrocknen. Darüber bildet ein Wirtel aus Hüllblättern einen anfangs geschlossenen Schutz um die Blütenstandsknospe. Die Hüllblätter öffnen und schließen sich schützend mit dem Blütenstand und bleiben bis zur Fruchtreife grün. Der Blütenstand ist eine Scheinblüte, in dem viele gelbe Zungenblüten zu einem tellerförmigen Körbchen von etwa drei bis fünf Zentimeter Durchmesser zusammengefasst sind. In ihm öffnen sich die Einzelblüten ringförmig von außen nach innen. In der mehrere Tage währenden Blütezeit schließt sich der Blütenstand jeweils bei Nacht, Regen oder Trockenheit und schließlich beim Verblühen. Nach mehreren Tagen öffnen sich die Hüllblätter letztmals bei Fruchtreife und entlassen zuerst die eingetrockneten und abgestoßenen Blütenhüllen der Zungenblüten. Die Früchte, schlank tonnenförmige, mit haarigen Flugschirmen (Pappus) ausgestattete Achänen, werden durch den Wind ausgebreitet (Schirmflieger). Im Volksmund trägt die Pflanze daher auch den Namen Pusteblume. In Mitteleuropa ist die Hauptblütezeit von April bis Mai. In deutlich geringerer Anzahl erscheinen Blüten auch noch bis in den Herbst. [4]
Bestäubung
Die Bestäubung erfolgt durch Bienen und Hummeln, aber auch durch Schwebfliegen.
Einige morphologisch ähnliche Arten
Der Gewöhnliche Löwenzahn ist sehr leicht mit Pflanzen anderer Sektionen der Gattung Taraxacum zu verwechseln, da diese sehr ähnlich aussehen und manchmal nur durch die Form der Samen unterschieden werden können. Auch die ebenfalls Löwenzahn genannten Arten aus der Gattung Leontodon sowie das Gewöhnliche Ferkelkraut sind sehr ähnlich. Die Blütenstandsstiele dieser Pflanzen sind jedoch nicht hohl. Im Gegensatz zur Gattung Taraxacum, bei der die mit haarigen Flugschirmen ausgestatteten Achänen Schirmflieger sind, sind die Achänen bei der Gattung Leontodon nicht geschnäbelt, das heißt, der Pappus sitzt nicht auf einem Stiel. Die gelblich-weißen bis hellbraunen Borstenhaare des Pappus sind mit kleinen Härchen besetzt (gefiedert); sie stehen in ein bis zwei Reihen. Die Borstenhaare des äußeren Kranzes können zu Borstenschuppen reduziert sein.
[5]
Verwendung
Ältere Menschen kennen Löwenzahn als Unkraut und Arme-Leute-Essen in Notzeiten. Jüngere Menschen kennen Löwenzahn aus dem Restaurant, z. B. als Löwenzahnsalat. Unabhängig von Nöten und Moden ist gewöhnlicher Löwenzahn eine seit Jahrhunderten bekannte Heilpflanze. [6]
Die gelben Blüten eignen sich zur Herstellung eines wohlschmeckenden, honigähnlichen Sirups oder Gelees (französisch cramaillotte, mit Orange, Zitrone und Zucker) als Brotaufstrich. Die jungen, nur leicht bitter schmeckenden Blätter können als Salat verarbeitet werden (Österreich: „Röhrlsalat“). Die Wurzel kann ebenfalls als Salat verarbeitet oder gekocht werden. Aus der getrockneten und gerösteten Wurzel der Löwenzahn Pflanze wurde in den Nachkriegsjahren ein Ersatzkaffee hergestellt (Zichorienwurzelersatz).
Cramaillotte – Löwenzahngelee
#250 Gramm Löwenzahn Blütenblätter
# 4 Zitronen
# 1 Orange
# ½ Liter Wasser
# 1 kg Gelierzucker
Zubereitung
# Die Löwenzahn Blütenblätter von den grünen Teilen trennen.
Es werden nur die gelben Teile verwendet!
# Die Zitronen heiß überbrühen, achteln und zu den Blütenblättern geben
# Die Orange grob schälen und ebenfalls achteln und zur Masse geben
# Das Wasser zugeben und eine Stunde auf kleiner Flamme köcheln lassen
# Die Masse zwei Mal filtern
# Den Gelierzucker nach Anweisung untermischen und 5 Minuten aufkochen
# Heiß in Gläser füllen und sofort verschließen
Dieses schöne, goldgelbe Gelee eignet sich wunderbar für Süßspeisen. Die einfachste Variante ist 1/3 Gelee und 2/3 Quark. Mit etwas Mineralwasser verquirlen. [7]
Löwenzahn Likör
# 100 Gramm Löwenzahn Blütenblätter
# 1 Zitrone
# 1 Liter Wasser
# 150 Gramm weißer Kandis
# 700 ml Doppelkorn oder Wodka
Zubereitung
# Die Löwenzahn Blütenblätter von den grünen Teilen trennen.
Es werden nur die gelben Teile verwendet!
# Die Blüten mit dem Wasser und dem Kandis mischen und 24 Stunden stehen lassen
# Die Zitronen heiß überbrühen, Schale abschälen und den Saft auspressen und zum Löwenzahn geben
# Den Doppelkorn ebenfalls zum Gemisch geben
# Den Behälter verschließen und 6 Wochen an einem hellen Ort stehen lassen
# Die Masse filtern, in Flaschen abfüllen und weitere 2 Wochen stehen lassen
Ein köstlicher Likör mit feinem Blumenaroma. [8] Den Löwenzahn Likör an einem dunklen, kühlen Ort lagern.
Heilpflanze
Löwenzahn wird in der Regel als ganze Pflanze verwendet. Die Wirkstoffe stecken in Blüten, Blättern, Stängel und Wurzel. Eine wesentliche Rolle spielen die vielfältigen Bitterstoffe. Dabei stehen die Sesquiterpene an erster Stelle. Sie sollen einen gewissen schützenden Effekt auf die Leber haben. Weitere Bitterstoffe sind Tetrahydroiridentin B und Ainsliosid. Bitterstoffe fördern die Ausschüttung (Sekretion) von Verdauungssäften. Das verbessert die Verdauung – und steigert den Appetit. Für die harntreibende Wirkung von Löwenzahn machen Forscher den hohen Kaliumgehalt verantwortlich. Wegen dieses Effektes ist Löwenzahn in einigen Tee-Mischungen gegen Blasenleiden und Harnwegsinfekte enthalten. In der Homöopathie wird Löwenzahn bei Verdauungsbeschwerden und Lebererkrankungen eingesetzt.
In der Regel kommt es zu bei der Verwendung von Löwenzahnzubereitungen zu keinen Nebenwirkungen. Mitunter können die Bitterstoffe des Löwenzahns aber zu einer Übersäuerung des Magens und dementsprechenden Beschwerden wie beispielsweise Sodbrennen führen. Länger anhaltender Kontakt mit der Wolfsmilch aus dem Stängel der Pflanze kann allergische Reaktionen provozieren. Für verarbeitete Löwenzahn-Präparate sind solche Nebenwirkungen nicht bekannt.
Bei einem Verschluss der Gallenwege, Gallenblasenentzündung und Gallensteinleiden darf Löwenzahn nicht angewendet werden. Der Grund: Die Bitterstoffe regen den Gallenfluss an – und das ist bei den genannten Beschwerden nicht gewünscht. Zudem sollte Löwenzahn nicht bei Leberschäden, Geschwüren des Magens und Zwölffingerdarms, Darmverschluss oder Wassereinlagerungen im Gewebe infolge einer Nieren- oder Herzleistungsschwäche eingenommen werden.
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Löwenzahn Tee
# 2 TL getrocknete, zerkleinerte Löwenzahn Wurzeln mit Kraut
# Kochendes Wasser
Zubereitung
# Mit einer Tasse kochendem Wasser die Wurzeln übergießen und 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen
# Die Blüten mit dem Wasser und dem Kandis mischen und 24 Stunden stehen lassen
# Absieben und nach Geschmack süßen
3 Tassen täglich über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen trinken. Die Haut 2-mal täglich für ein schönes Hautbild damit abtupfen. Löwenzahn Tee eignet sich zur Blutreinigung, zum Entwässern und zur Förderung der Verdauung. Äußerlich angewendet sorgt es für ein schönes Hautbild, denn er bringt trockener, strapazierter Haut Elastizität zurück. [10]
Löwenzahn Tinktur
# 100 Gramm getrocknete, zerkleinerte Löwenzahn Wurzeln
# ½ Liter Alkohol 70%
Zubereitung
# Die zerkleinerten Pflanzenteile in einem Gefäß vollständig mit Alkohol bedecken und verschließen
# 10 Tage kühl und dunkel ziehen lassen
# In braune Tropffläschchen abfiltern
3-mal täglich 10 bis 15 Tropfen, 30 Minuten vor dem Essen, nehmen. Löwenzahn Tinktur eignet sich zur Blutreinigung und zur Förderung der Verdauung. [11]
Weiteres – Naturkautschuk und Banknoten
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Löwenzahn in Russland und im Deutschen Reich (hier unter dem Projekt Kok-Saghys) als Kautschukersatz verwendet. Unter anderem wurde 1942 im KZ Auschwitz eine Forschungsstation für Pflanzenkautschuk eingerichtet, in der 150 bis 250 Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. Aufbauend auf den Forschungsleistungen wird Löwenzahn seit einigen Jahren wieder als potenzielle Rohstoffpflanze für Kautschuk betrachtet und in Europa und Nordamerika erforscht. Ziel der Forschungen ist es, aus dem Russischen Löwenzahn (Taraxacum kok-saghyz) verwertbaren Löwenzahnkautschuk als Alternative zum heute gebräuchlichen Naturkautschuk aus dem Milchsaft des Kautschukbaums (Hevea brasiliensis) und synthetischen Kautschuk zu gewinnen. [12] Es gibt einen entscheidenden Vorteil, wenn Gummi aus der Wiesenpflanze hergestellt wird: Latexallergiker vertragen ihn ohne Probleme. Das ist ein Nischenmarkt zum Beispiel bei Kondomen, Handschuhen und Kathetern. Bislang wird Naturkautschuk ausschließlich aus dem südamerikanischen Gummibaum Hevea brasiliensis gewonnen. Allenfalls ein Zehntel des deutschen Gummibedarfs lässt sich durch die Blume decken. Dazu müssten etwa zehntausend Hektar bestellt werden, was sich gut auf sogenannten Marginalflächen bewerkstelligen ließe. Auf deren schlechten Böden können sowieso keine anderen Nutzpflanzen angebaut werden; und da es in Deutschland rund eine Million Hektar an Marginalflächen gibt, ist für den Löwenzahn genug Platz, ohne dass er mit Nahrungspflanzen um Ackerland konkurrieren müsste. [13]
Auf der Rückseite der 500-DM-Banknote war ab 1992 ein Löwenzahn aus einem Buch von Maria Sybilla Merian (1647-1717) von 1679 abgebildet, auf dem eine Raupe und ein Falter des Grauen Streckfußes sitzen.
Auf der von Manuela Pfrunder entworfenen 50-Franken-Note der neunten Serie (2016) ist auf der Vorderseite eine von einer Hand gehaltene Löwenzahnblüte abgebildet. [14]
Blumensprache
Löwenzahn von Josef Weinheber (1892-1945) [15]
Keine Vase will dich.
Keine Liebe wird durch dich erhellt.
Aber deines Samens reine
weiße Kugel träumt wie eine
Wolke, wie der Keim der Welt.
Lächle! Fühl dich gut gedeutet!
Blüh! So wird aus Schweigen Huld.
Bittre Milch und Flaum, der gleitet:
O nicht Haß – den Himmel weitet
Weisheit. Stillesein. Geduld.
Wärst du auf der Höh geboren,
ferne, selten, früh empor:
teilnahmslosem Gang der Horen
blühtest ruhmvoll, unverloren,
groß, dein Wunder vor.
Quellen:
[1] www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/loewenzahn/loewenzahn
[2] www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/loewenzahn/loewenzahn
[3] de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Löwenzahn
[4] de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Löwenzahn
[5] de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Löwenzahn
[6] www.meine-gesundheit.de/medizin/heilpflanzen/loewenzahn
[7] www.chefkoch.de/rezepte/1060171211294986/Loewenzahngelee
[8] www.diamant-zucker.de/rezept/1822/loewenzahn-likoer
[9] www.meine-gesundheit.de/medizin/heilpflanzen/loewenzahn
[10] Zeitschrift Fasten & Entschlacken von Landidee Winter 2020 / 2021, Funke Livestyle GmbH, ISBN 4 190547 405959
[11] Zeitschrift Fasten & Entschlacken von Landidee Winter 2020 / 2021, Funke Livestyle GmbH, ISBN 4 190547 405959
[12] de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Löwenzahn
[13] www.faz.net/aktuell/wissen/natur/gummi-aus-loewenzahn-von-der-kriegsforschung-zur-neuen-biotechnologie-1548622
[14] de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnlicher_Löwenzahn
[15] Die Sprache der Wildblumen von Sheila Pickles, Ars Edition, Seite 28, ISBN 3-7607-1199-5
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