Es gibt so wunderweiße Nächte
Es gibt so wunderweiße Nächte,
drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
als ob er fromme Hirten brächte
zu einem neuen Jesuskind.
Weit wie mit dichtem Diamantstaube
bestreut, erscheinen Flur und Flut,
und in die Herzen, traumgemut,
steigt ein kapellenloser Glaube,
der leise seine Wunder tut.
Rainer Maria Rilke
(1875-1926)
Dieses winterliche Gedicht wurde von Rainer Maria Rilke im Oktober 1896 mit Weihnachtsvorfreude in München verfasst. Es beschreibt die schönen Seiten vom Winter: klare Winternächte, glitzernde Sterne und wie der Schnee im Mondlicht schimmert. Er beschreibt auch, wie der Glaube die Menschen zusammenbringt.
Sonnenwenden
Die Sonnenwenden waren in vielen antiken und frühmittelalterlichen Kulturen ein wichtiges Fest, das oft ein paar Tage vor bzw. nach dem Datum der tatsächlichen Sonnenwende gefeiert wurde. Die Sonne hat eine große Bedeutung für das irdische Überleben. Die Sommersonnenwende trug einen Aspekt des Todes und der Vergänglichkeit in sich. Dem gegenüber standen die länger werdenden Tage nach der Wintersonnenwende, die Leben und Auferstehung verkörperten. Diese Wendepunkte schlugen sich entsprechend in Ritus und Mythologie nieder.
Datum
In der Mitteleuropäischen Zeitzone fällt die Sommersonnenwende in diesem Jahrhundert meist auf den 21. Juni, und seit dem Schaltjahr 2020 zunehmend auch auf den 20. Juni. Im 20. Jahrhundert fiel sie auf den 21. oder 22. Juni. Da unser Kalender 365 Tage hat und damit sechs Stunden kürzer ist als das Sonnenjahr, verschieben sich auch die Sonnenwenden in jedem Jahr um knapp sechs Stunden nach hinten. Als Ausgleich haben wir alle vier Jahre einen Schalttag. 2023 war die Sommersonnenwende am 21. Juni und die Wintersonnenwende am 22. Dezember.
Wintersonnenwende
Die Kelten und Germanen schmückten zu dieser Zeit ihr Heim mit immergrünen Zweigen – Stechpalme, Mistel, Efeu, Tanne oder Fichte – um ihr Haus und ihren Hof zu schützen.
Noch heute werden Häuser, Eingänge und Kamine mit den hübschen Immergrünen dekoriert. Die Stechpalme oder Ilex genannt, gilt aufgrund ihrer stacheligen Blätter als wehrhaft und wird zum Schutz vor bösen Kräften in den Häusern aufgehängt. Bei der Mistel (Bild oben) konnte man sich lange nicht erklären, wie sie es, hoch oben in den Bäumen, schafft zu wachsen und zu überleben. Immergrüne Blätter und noch eine Blüte im Winter, das kann nur mit Zauberkräften funktionieren. Man glaubt, dass ein Mistelzweig Glück, Mut und Gesundheit bringen soll. Die Mistel dient als Schutzbringer für Liebespaare und wenn man sich unter ihr küsst, soll das Glück bringen. Im Artikel Zauberhafte Mistel – Zutat für den Zaubertrank (nagelsberger-schloss.de) findet ihr noch mehr über die Mistel und ihre geheimnisvollen Kräfte. Efeu steht für Treue, Zuverlässigkeit, Liebe und starke Freundschaft. Und wenn ich mir meinen Garten anschaue, dann weiß ich, dass der Efeu noch in vielen Jahren treu und zuverlässig in meinem Garten wachsen wird. Die Tanne steht als Symbol der Wiederauferstehung und als immergrüne Pflanze – besonders im Christentum – für das ewige Leben. Die Fichte gilt als Sinnbild für Stärke und Hoffnung.
Rückkehr ins Licht
Mit der längsten Nacht des Jahres wird auch zeitglich der Beginn eines neuen Zyklus. Wandel und Umkehr sind die Themen in dieser Zeit. Die Nächste werden wieder kürzer und die Tage wieder länger. Es ist die Zeit des Lichtes, was symbolisch für neues Leben steht. Ein schönes Ritual ist es, mit Freunden und der Familie zusammen zu sein.
Es ist ein alter Brauch zusammen einen Apfel zu essen und die Apfelkerne symbolisch den Dämonen ins Gesicht zu spucken.
Aber auch ein schöner Räucherduft kann helfen, die Sorgen hinter sich zu lassen und sich auf das Neue zu freuen. Passende Räucherkräuter sind zum Beispiel Myrrhe was die Kräfte ins Gleichgewicht bringt oder Zimt was helfen soll den inneren Frieden zu schließen.
Nach einer alten Überlieferung soll der Gedanke, den man im Moment der Sonnenwende denkt, das nächste Jahr über wachsen und gedeihen. Nutzen wir die Wintersonnenwende, um bewusst einen neuen Gedanken als Samen zu pflanzen, damit dieser mit Zunahme des Lichtes wachsen kann.
Quellen
www.deutschland-lese.de/streifzuege/gedichte/weihnachtsgedichte/es-gibt-so-wunderweisse-naechte/
www.storl.de
yoga2be.ch/2022/12/21/wintersonnenwende/
www.haupt.ch/magazin/natur/heilsame-wildpflanzen-winter/
wildkraeuterwerkstatt.de/wintersonnenwende-rueckkehr-ins-licht/
www.alexandraskala.com/wintersonnenwende-yule/
de.wikipedia.org/wiki/Julfest
de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwende
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