Die Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) sind eine Familie in der Ordnung der Hahnenfußartigen (Ranunculales) innerhalb der Bedecktsamigen Pflanzen (Magnoliopsida). Diese Familie umfasst etwa 62 Gattungen mit etwa 2.525 Arten und ist weltweit vertreten, hauptsächlich in den gemäßigten Zonen der nördlichen Erdhalbkugel. Alle Arten enthalten in frischem Zustand den giftigen Stoff Protoanemonin [1] beziehungsweise dessen Vorstufe, das Glucosid Ranunculin [2]. [3]
Der scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris) wird in einigen Regionen Deutschlands und in der deutschsprachigen Schweiz – wie allerdings auch andere gelbblühenden Wiesenblumen auch – manchmal als Butterblume bezeichnet.
Vorkommen
Der Scharfe Hahnenfuß besitzt ein weites Verbreitungsgebiet auf der Nordhalbkugel in Eurasien und Nordamerika. Innerhalb Europas kommt er nur in Portugal und in der Türkei nicht vor. In Mitteleuropa kommt er dafür sehr häufig vor. Er gedeiht in Höhenlagen zwischen 0 und 2.300 Metern, stellenweise bis zu 2.757 Metern. Ranunculus acris wächst auf Wiesen und in Gebüschen. Er besiedelt in Mitteleuropa vor allem Fettwiesen, deren Aussehen er während seiner Blütezeit prägen kann; auf Weiden bleibt er oft in Inseln stehen. Der Scharfe Hahnenfuß gedeiht am besten auf nährstoff- und stickstoffreichen Lehmböden, die feucht, aber nicht ausgesprochen nass sein sollten.
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Vegetative Merkmale
Der Scharfe Hahnenfuß wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 110 cm. Es wird manchmal ein Rhizom gebildet. Die oberirdischen Pflanzenteile sind kahl. Die Stängel und Blütenstiele sind rund und nicht gefurcht und er wurzelt bis 50 cm tief.
Die Laubblätter sind grundständig und am Stängel wechselständig verteilt angeordnet. Die relativ lang gestielten Grundblätter besitzen mit einer Länge von 1,8 bis 5,2 Zentimeter und einer Breite von 2,7 bis 9,8 Zentimeter einen pentagonalen Umriss und sind drei- bis fünfteilig, mit ein- bis dreifach tief geteilten oder gelappten Abschnitten. Der oberste Abschnitt ist schmal elliptisch oder länglich bis lanzettlich mit einem gelappten bis gezähnten Rand und einem spitzen oder gerundeten Ende. Die Stängelblätter sind drei- bis fünfteilig und eingeschnitten gezähnt. Je weiter oben sich die Laubblätter am Stängel befinden, desto kürzer ist der Blattstiel. [5]
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Mai bis Oktober. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten weisen einen Durchmesser von 1 bis 2,5 Zentimeter auf. Der Blütenboden (Receptaculum) ist kahl. Die fünf rau behaarten, meist 4 bis 6, selten bis zu 9 Millimeter langen und 25 Millimeter breiten, kelchblattähnlichen Perigonblätter sind ausgebreitet (beim Knolligen Hahnenfuß sind sie zurückgeschlagen). Die zumeist fünf kronblattartigen, leuchtend goldgelben, leicht glänzenden Nektarblätter (entsprechen umgewandelte Staubblätter) sind meist 8 bis 11 mm lang und 7 bis 13 mm breit. Die Nektarblätter besitzen eine basale Schuppe in der sich die Nektardrüse befindet.
In einer kugelförmigen, kopfigen Sammelfrucht mit einem Durchmesser von meist 5 bis 7 mm stehen viele Nüsschen zusammen. Die kahlen Nüsschen sind 2 bis 3 mm lang und 1,8 bis 2,4 mm breit, deren Rand eine mit 0,1 bis 0,2 mm schmale Rippe formt. Der haltbare Schnabel ist deltaförmig mit einer geraden oder gekrümmten, mit 0,2 bis 1 mm kurzen bis langen, pfriemförmigen Spitze. Die Fruchtreife vom Scharfen Hahnenfuß ist von Juli bis Oktober. Blütenökologisch handelt es sich um „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Blütenbesucher sind zahlreich, aber auch die Selbstbestäubung ist erfolgreich. In England wurden auch rein weibliche Pflanzen (mit kleineren Blüten) beobachtet.
Die nur 1,5 mg schweren Nüsschen können sich als Segelflieger ausbreiten; daneben ist auch eine Darmausbreitung durch Rinder und eine Menschenausbreitung möglich. [6]
Einige morphologisch ähnliche Arten
Scharfer Hahnenfuß lässt sich vor allem mit anderen Spezies der artenreichen Gattung Ranunculus verwechseln, so zum Beispiel mit dem Brennenden Hahnenfuß, dem knolligen Hahnenfuß, dem Berg-Hahnenfuß oder dem Kriechenden Hahnenfuß. [7]
Bestäubung
Verschiedenste Insekten, unter anderem Wildbienen, bedienen sich gern an den Nektarblättern der Pflanzen. Aber auch eine Selbstbestäubung ist erfolgreich.
Lebensraum / Futterpflanze für Tiere
Hahnenfuß breitet sich gerade auf Weiden für Pferde, Rinder und Schafe stark aus. Die meisten Tiere machen einen Bogen um das giftige Kraut. Ist die Weide aber bereits abgegrast, fressen auch Tiere Hahnenfuß. Haustiere dürfen nicht mit frischem Hahnenfuß gefüttert werden. [8] Im Heu können Tiere die Blumen jedoch vertragen, da das giftige Protoanemonin beim Trocknen in ungiftiges Anemonin [9] zerfällt. [10]
Verwendung / Heilpflanze
Der knollige Hahnenfuß war lange eine anerkannte Heilpflanze. Bereits im Altertum fand die Pflanze Verwendung als Abführmittel und auch Hippokrates nutzte sie als Abortivum. Im 16. Jahrhundert fand der knollige Hahnenfuß Verwendung gegen Warzen, Frostbeulen sowie als Haarwuchsmittel und auch in späteren Jahrhunderten finden sich verschiedene Behandlungsformen in der Volksmedizin. [11]
Beim Trocknen oder Erhitzen verliert sich die Giftigkeit. Sämtliche Bestandteile der Pflanze sind scharf, lösen Krämpfe aus, treiben den Schweiß und röten die Haut. In der evidenzbasierten [12] Medizin [13] wird scharfer Hahnenfuß wegen seiner toxischen Wirkung nicht als Arznei eingesetzt.
Giftigkeit
Hahnenfußgewächse sind nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere giftig; Weidetiere meiden die Pflanzen meist wegen ihres scharfen Geschmacks, sodass auf Weideflächen die gelb blühenden Hahnenfüße stehen bleiben. Im Heu können Tiere die Blumen jedoch vertragen, da das giftige Protoanemonin beim Trocknen in ungiftiges Anemonin zerfällt. Scharfer Hahnenfuß löst bei Berührung durch den Menschen eine sogenannte Wiesendermatitis beziehungsweise Wiesengräser Dermatitis (Photodermatitis) aus. Auf der Haut bilden sich Blasen, sie rötet sich und schwillt an. Die Hautreizung ist stark und kann durch das Pflücken der Blumen, Barfußlaufen oder Liegen mit nackter Haut auf frisch gemähten Wiesen hervorgerufen werden. Giftnotrufzentralen und Giftinformationszentren kennen auch Magen-Darm-Beschwerden bei Kindern, die Butterblumen gegessen haben. Durch den Verzehr sind außerdem Nierenreizungen, Entzündungen der ableitenden Harnwege sowie Lähmungen möglich. Durch den Mund aufgenommene Teile der Pflanze führen zu Schmerzen und Brennen im Mund und im Hals, ein Verschlucken kann schwere Magen-Darm-Probleme, flüssigen Durchfall, Koliken, Übelkeit und Erbrechen zur Folge haben. Nach der Aufnahme zeigen sich allgemeine Körperschmerzen, in seltenen Fällen kommt es zu einer Lähmung des Atemzentrums. Todesfälle sind sehr selten, besonders aus der Vergangenheit aber überliefert – wobei meist unklar ist, welche Hahnenfußart verantwortlich war. Bei oralen Vergiftungen sind Magenspülungen ebenso notwendig wie der Einsatz von Plasmaexpander und Diazepam für die Krämpfe. [14]
Blumensprache
Die Wiese von Barthold Hinrich Brockes (1680-1747)
Noch sah ich voller Lust ein mehr als goldnes Brennen
In Blumen, die wir insgemein
Die gelben Butter-Blumen nennen.
Es strahlt ihr anmutreicher Schein…,
Zumal wenn sie der Sonnen Glut beschiene,
Und sie mit Glanz und Schimmer schmückte,
Ja, selbst ihr Bild in sie, als kleine Spiegel, drückte
Fazit
Auch wenn Scharfer Hahnenfuß in der Vergangenheit als Volksheilmittel eingesetzt wurde, verwendet ihn die heutige Phytotherapie nicht. Ebenso wenig wird er generell in der evidenzbasierten Medizin eingesetzt, da es sich um eine (schwache) Giftpflanze handelt. (Dr. Utz Anhalt) [15]
Quellen:
[1] Protoanemonin zählt chemisch zur Gruppe der Lactone (Moleküle in der organischen Chemie)
[2] Ranunkulin ist ein instabiles Glucosid.
Als Glucoside bezeichnet man eine Gruppe von organischen Substanzen, bei welchen ein Alkohol (R-OH) über eine glykosidische Bindung an Glucose (Z) gebunden ist. Es handelt sich somit um eine Untergruppe der Glykoside.
[3] de.wikipedia.org/wiki/Hahnenfußgewächse
[4] de.wikipedia.org/wiki/Scharfer_Hahnenfuß
[5] de.wikipedia.org/wiki/Scharfer_Hahnenfuß
[6] de.wikipedia.org/wiki/Scharfer_Hahnenfuß
[7] www.heilpraxisnet.de/heilpflanzen/butterblume-scharfer-hahnenfuss
[8] www.gartenjournal.net/hahnenfuss-giftig
[9] Anemonin ist ein sekundärer Pflanzenstoff. Sein Name leitet sich von der Bezeichnung der auch Anemone genannten Windröschen ab, in denen es zuerst entdeckt wurde.
[10] www.heilpraxisnet.de/heilpflanzen/butterblume-scharfer-hahnenfuss/
[11] medlexi.de/Hahnenfuß
[12] www.heilpraxisnet.de/heilpflanzen/butterblume-scharfer-hahnenfuss
[13] entlehnt aus dem englischen evidence-based medicine „auf empirische Belege gestützte Heilkunde“
[14] www.heilpraxisnet.de/heilpflanzen/butterblume-scharfer-hahnenfuss
[15] www.heilpraxisnet.de/heilpflanzen/butterblume-scharfer-hahnenfuss
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