Kaum hat der Winter sich schnaubend verzogen, schiebt sich schon eine kleine Sensation aus dem Boden: die Küchenschelle. Noch halb im Winterschlaf, reckt sie ihre mit Silberflaum überzogenen Köpfchen in die kühle Frühlingsluft – ein bisschen wie ein verschlafener Teenager mit wuscheligem Haar, der sich widerwillig aus dem Bett schält. Nur eben sehr viel hübscher.
In Hohenlohe ist sie kein seltenes Bild – aber jedes Mal wieder ein Highlight. Die violetten Glöckchen der Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) nicken anmutig im Wind, als würden sie höflich „Guten Tag“ sagen. Und wer jetzt denkt, das sei nur eine hübsche, aber etwas spröde Frühlingserscheinung, der irrt: Die Küchenschelle hat Charakter.
Zähes Pflänzchen mit Stil
Sie wächst am liebsten dort, wo andere Pflanzen die Segel streichen – auf mageren, trockenen, sonnigen Böden. Ein bisschen karg darf’s schon sein, bitte mit Kalk, gerne auch mal schottrig. Humus? Pah! Braucht sie nicht. Sommerliche Trockenheit? Kein Problem. Die Küchenschelle mag es reduziert – ein echter Fan des „Weniger ist mehr“. Dafür wird sie auch nicht von jeder x-beliebigen Pflanze bedrängt und kann sich durch Selbstaussaat ganz entspannt ausbreiten.
Von wegen unscheinbar!
Während andere Frühblüher oft in grellen Farben daherkommen, setzt die Küchenschelle auf zurückhaltende Eleganz: samtige, violette Blüten, die aussehen wie kleine Glöckchen – daher übrigens auch der Name: „Küchenschelle“ kommt von der alten Bezeichnung für Kuhglocke. Wer genau hinschaut, entdeckt in der Mitte der Blüte goldgelbe Staubblätter – ein kleines Sonnenfeuerwerk auf lilafarbenem Samt.
Und nach der Show?
Blüte vorbei, Bühne leer? Nicht bei ihr! Nach dem großen Auftritt verwandelt sich die Küchenschelle in eine Designerin des Fruchtstandes: Ihre silbrig-flauschigen Samenstände wirken wie Miniatur-Federbälle und sind mindestens genauso fotogen wie die Blüten. Sie schweben elegant über dem Laub, bereit, sich vom Wind in neue Abenteuer tragen zu lassen.
Kurz gesagt:
Wie kommt die Küchenschelle in den Garten und warum der Spaten bitte im Schuppen bleibt
So schön sie am Wegesrand auch aussieht – bitte nicht ausgraben! Die Küchenschelle ist in vielen Regionen geschützt und spielt eine wichtige Rolle im Ökosystem unserer Trockenrasen. Außerdem überlebt sie das Umpflanzen aus der Wildnis meist nicht – sie ist kein Fan plötzlicher Umzüge.
Die gute Nachricht: Du kannst sie ganz legal und mit gutem Gewissen bei bewährten Staudengärtnereien bekommen. Achte auf regionale Herkunft und biologische Qualität – dann bekommst du robuste Pflanzen, die sich in deinem Garten pudelwohl fühlen.
Standort-Tipps für deinen Garten:
Quellen
www.allgaeustauden.de
de.wikipedia.org/wiki/Kuhschellen
www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kuechenschellen/kuechenschelle-kuhschelle
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