Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut,
Ist es Ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als Eines kennt?
Solche Frage zu erwidern,
Fand ich wohl den rechten Sinn,
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Daß ich Eins und doppelt bin?
Dieses Gedicht entstand im September 1815, als Goethe zu Besuch bei seinen Freunden, dem Ehepaar Johann und Marianne von Willemer, in Frankfurt war. Bei einem dieser Besuche brachte Goethe Marianne ein Ginkgo Blatt mit und einen ersten Teil des Gedichts. Wahrscheinlich stammte es von einem 23 Jahre alten Baum aus dem am linken Mainufer gelegenen Garten des Apothekers Salttwedel. Es entstand zwischen Goethe und Marianne ein reger Austausch an Dichtkunst und Briefen, der sogar in der Mitautorschaft von Gedichten von Marianne von Willemer im „West-östlichen Divan“ mündete. Der größte von Goethe selbst gesehene Baum – das war am 04.10.1815 – steht übrigens im Botanischen Garten von Karlsruhe.
Name
Der wissenschaftliche Name wird von der in Japan damals gebrauchten Bezeichnung „Silberaprikose“, wegen der aprikosenähnlichen Samen, abgeleitet. Yin = Silber, kyo = Aprikose. Der Ersatz des „y“ durch „g“ in Ginkgo geht wahrscheinlich auf einen Schreibfehler bei der Erstbeschreibung zurück und kann nach den Regeln der Nomenklatur nicht mehr geändert werden.
Baum der Besonderheiten
Bereits vor mehr als 100 Millionen Jahren gab es bereits diese Bäume, sie überlebten die Eiszeiten in China und Japan und gelten deshalb als lebende Fossile. Dazu ist er eine Pflanze der Besonderheiten. Er sieht aus wie ein Laubbaum, bildet aber neben Laub- und Nadelbäumen eine eigene Klasse.
Er kann sehr alt werden – Schätzungen zufolge über 1.000 Jahre und ist äußerst widerstandsfähig. Nach dem Atombombenabwurf auf Hiroshima 1945 soll das erste Grün von einem Ginkgo gewesen sein. Ursprünglich sind Ginkgos in Zentralasien heimisch und haben dort einen vergleichbaren Stellenwert wie die Eiche in Deutschland. Da sie aber sehr resistent gegen Schädlingsbefall sind, werden sie mittlerweile weltweit als Stadtbaum angepflanzt.
Früchte
Der nach der Befruchtung aus der Samenanlage entstandene Ginkgosamen ähnelt äußerlich den Mirabellen oder Aprikosen und hat eine Größe von 20 bis 30 mm × 16 bis 24 mm. Wenn sie im September reif werden, riechen sie unangenehm nach Buttersäure. Aus diesem Grund werden im öffentlichen Grün fast nur männliche Ginkgos gepflanzt.
Verwendung
Der Ginkgo gehört heute zu den sehr häufig gepflanzten Zierbäumen. Die Ursache dafür liegt unter anderem in seiner erstaunlichen Widerstandsfähigkeit in vielerlei Hinsicht. Es gibt keinen spezifischen Schädling für den Ginkgo. Schädigungen durch Insekten sind eher selten. Selbst gegenüber Pilzen zeigt er sich erstaunlich widerstandsfähig. Dazu verträgt der Baum sowohl Hitze als auch trockene Luft und ist widerstandsfähig gegen Luftverschmutzung.
Als Heilpflanze hat der Ginkgo eine lange Tradition und wird in zahlreichen Gesundheitspräparaten angeboten. Die Blätter enthalten einen ganzen Cocktail gesundheitsfördernder Stoffe, die meist als Ginkgo-Extrakt zur Vorbeugung und Linderung verschiedenster Erkrankungen eingesetzt werden: Sie haben vor allem einen günstigen Einfluss auf das zentrale Nervensystem und fördern die Bildung verschiedener Botenstoffe im Gehirn.
Quellen
de.wikipedia.org/wiki/Ginkgo
de.wikipedia.org/wiki/Gingo_biloba
www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/ginkgo-elefantenohrbaum/ginkgo-faecherblattbaum
www.lwg.bayern.de/landespflege/gartendokumente/fachartikel/080601/index.php
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