Geschichte des Fastens
Schon vor vielen Tausenden von Jahren fasteten Menschen und wussten um die positive Wirkung des vorübergehenden Nahrungsverzichtes. Fasten hat sowohl in der Religion als auch in der Medizin eine lange Tradition.
Fasten spielt in allen Weltreligionen eine bedeutende Rolle und galt als ein Mittel der Läuterung und Konzentration auf geistige Dinge. Über frühe Mönche wurde berichtet, dass sie enorme Fastenleistungen erbrachten und versuchten, sich im Nahrungsverzicht und der Zurückgezogenheit gegenseitig zu übertreffen. Seitdem heiligen Benedikt von Nursia (480-547) gab es die ersten Fastenregeln, die die eigentliche Fastenzeit vor Ostern, das ganze Jahr über in regelmäßige Fastentage einteilte. An diesen Fastentagen gab es nur am frühen Abend eine Mahlzeit. Fasten bedeutete vor allem, Maß zu halten und auf Fleisch sowie Wein zu verzichten.
Da Mönche im Mittelalter nicht nur Seelsorger, sondern auch Ärzte waren, wurde Fasten in der Klostermedizin auch zu therapeutischen Zwecken eingesetzt. So hatte schon der bekannte griechische Arzt Hippokrates (460-370 vor Chr.) bei Erkrankungen eine knappe Nahrungszufuhr empfohlen. Richtig populär wurde das Heilfasten im 20. Jahrhundert mit Dr. Otto Buchinger (1875-1966) und Dr. Franz Xaver Mayer (1875-1965), deren Fastenkuren das Ziel haben, den gesamten Organismus zu entgiften und zu reinigen.
Verschiedene Fastenkuren kurz erklärt
F.X.-Mayer-Therapie
Diese Kur wird auch Milch-Semmel-Kur genannt und wurde von dem österreichischen Kurarzt Franz-Xaver Mayer erfunden. Das ganzheitliche Gesundheitsprogramm kann man zwischen zwei bis vier Wochen – am besten unter ärztlicher Aufsicht – machen. Es beinhaltet Teefasten, die Milch-Semmel-Diät und weitere Schonkost. Durch die gründliche Darmsäuberung und -sanierung soll das seelische und körperliche Wohlbefinden verbessert werden. Mayr hatte die Idee, chronische Verdauungsschäden machen krank und lassen uns vorzeitig altern. Bis heute stehen die Themen Entsäuerung und Umstimmung des gesamten Organismus in den Mayr-Kliniken ganz weit oben. Zur Gewichtsreduktion ist die Diät weniger gedacht. Mayr entwickelte neben der Idee der Verbindung von Gesundheit und Verdauung zudem eine Diagnostik der Gesundheit. Die Säulen der Mayr-Methode sind die vier S: Schonung, Säuberung, Schulung und Substitution.
Körnerfasten
Das Körnerfasten dauert eine Woche und zielt vor allem auf eine Verdauungsumstellung ab. Der Blutzuckerspiegel wird konstant gehalten und der Heißhunger verschwindet, da man nur rund 900 kcal täglich zu sich nimmt. Bei ausreichender Bewegung kann man bis zu einem kg Körperfett verlieren. Ein absolutes Muss ist – wie bei jedem Fasten – täglich drei Liter Wasser zu trinken.
Saftfasten
Eine Variante des Heilfastens ist das Saftfasten, allerdings in abgemilderter Form. Neben Wasser und ungesüßtem Tee darf man mehrmals täglich ein Glas Obst- oder Gemüsesaft trinken. Damit wird der Vitamin- und Mineralstoffspiegel konstant gehalten. Diese Kur kann den Organismus entlasten und das natürliche basische Gleichgewicht des Körpers wiederherstellen. Aber in erster Linie bietet diese Kur die Chance zur Einkehr, Achtsamkeit und zum Überdenken der Ernährung Gewohnheiten. Während der Kur sollte man sich bewegen, allerdings kein Hochleistungssport.
Molkefasten
Eine Variante des Saft-, Tee- oder Gemüsebrühe Fastens ist das Molkefasten. Hier darf man zusätzlich einen Liter Molke täglich trinken. Damit können Mangelerscheinungen und Muskelabbau vermieden werden. Milchsäure und Milchzucker fördern die Verdauung und die Entwässerung des Körpers. Ein positiver Effekt ist, dass die Molke auf die Stoffwechselfunktion stark entgiftend wirkt. Außerdem lassen sich aus Molke, Früchten und Kräutern leckere Smoothies zaubern.
Schrothkur
Der Fuhrmann Johann Schroth (1798-1856) lernte nach einer Knieverletzung durch einen Huftritt die heilende Wirkung feuchter Umschläge zu schätzen. Er beobachtete, dass kranke Tiere keine Nahrung zu sich nehmen, sondern nur trinken. Daraus entwickelte er die nach ihm benannte Schrothkur mit Trocken- und Trinktagen sowie einer vegetarischen, fettarmen Diät und Kurpackungen. In erster Linie gibt es Reis-, Grieß- oder Haferbrei, gekochtes Obst und Gemüse, frische Säfte und „Kurgebäck“. Highlight war – zumindest früher – dass es Wachholderschnaps und Kurwein gab. Das Ziel der Schrothkur ist, dass der Körper entgiftet, Krankheiten gelindert oder vermieden werden sollen.
Folgende heimische Kräuter und Heilpflanzen unterstützen beim Fasten
Je nachdem, welcher Effekt erzielt werden soll, kommen verschiedene Kräuter zur Anwendung. Einige Wildkräuter enthalten Mineralien und bioaktive Pflanzenstoffe. Das ist ein Grund warum sie aromatischer und würziger schmecken als Anbauprodukte. Gänseblümchen, Löwenzahn und Schafgarbe enthalten viele Bitterstoffe, die die Verdauung fördert, die Leber unterstützt und für einen ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt sorgt.
Eine kleine Auswahl
Birkenblätter
Birkenblättertee eignet sich aufgrund seiner harntreibenden Wirkung sowohl in der Fastenzeit als auch für eine Entschlackungskur.
Tee: 4 EL getrocknete Birkenblätter mit zwei Litern 80 Grad heißem Wasser aufgießen und 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag verteilt zwei Liter Birkentee trinken. Nicht länger als eine Woche lang anwenden.
Brennnessel
Brennnesseln regen den Stoffwechsel an und unterstützen den Körper beim Entschlacken.
Tee: 3 EL getrocknete Brennnesselblätter mit einem Liter heißem Wasser aufbrühen und 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag 3 bis 4 Tassen warmen Tee trinken. Nicht länger als eine Woche lang anwenden.
Eine Tee-Mischung aus Brennnesseln, Birkenblättern und Schachtelhalm kurbelt nicht nur den Stoffwechsel an, sondern entschlackt auch das Gewebe. Wichtig: Weil der Tee wassertreibend ist, muss für genügend Flüssigkeit gesorgt werden. Also: Mindestens zwei Liter Wasser zusätzlich trinken!
Gänseblümchen
Das kleine Multitalent hat eine harntreibende und eine stoffwechselanregende Wirkung. Dafür sind die Inhaltsstoffe der Heilpflanze des Jahres 2017 Saponine, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide, Schleimstoffe, Mineralstoffe, Vitamin C und ätherische Öle verantwortlich. Die Blütenköpfe und die Blätter können, zum Beispiel im Salat, verwendet werden
Giersch
Die jungen hellgrünen Blätter erinnern vom Geruch und Geschmack an Spinat und ein wenig an Petersilie und können zu Salaten, Suppen, Aufstrichen, Aufläufen und Gemüse gemischt werden. Diese Heilpflanze schmeckt aber nicht nur gut, sondern sie wirkt blutreinigend, entgiftend, entwässernd sowie leicht abführend.
Leinsamen
Lein, auch Flachs genannt, gilt als Super-Food. Die heimischen Leinsamen sind den teuren Chia-Samen inhaltlich ähnlich, kosten aber deutlich weniger. Leinsamen bestehen zu 25 Prozent aus Ballaststoffen und sie regulieren den Blutzuckerspiegel und fördern die Verdauung. Da Leinsamen überdosiert zu Problemen führen können, sollte man pro Tag nicht mehr als zwei Esslöffel Leinsamen verzehren.
Löwenzahn
Löwenzahntee kann man als Ersatz für Kaffee oder schwarzen Tee trinken. Löwenzahntee regt den Stoffwechsel von Magen, Darm, Leber, Galle, Blase und Nieren an. Das macht ihn zum idealen Begleiter für eine Fastenkur und hilft beim Abnehmen.
Tee: Für einen Tee benötigt man entweder ein frisches Blatt oder ein bis zwei Teelöffel getrocknete Blätter.
Schafgarbe
Beim Fasten haben viele Menschen das Problem zu frieren, weil die Energiezufuhr durch die Nahrung entfällt. Da kann die Schafgarbe helfen: Sie bringt in der Fastenzeit die Wärme in den Körper. Die Schafgarbe enthält viele Mineralien, reguliert positiv den Basenhaushalt und aktiviert durch die Bitterstoffe den gesamten Stoffwechsel.
Tee: 1 TL getrocknete Schafgarbenblätter mit einem Liter heißem Wasser aufbrühen und 5 bis 10 Minuten ziehen lassen. Über den Tag einen Liter von dem dünnen, blonden Tee trinken.
Spitzwegerich
Als Heilpflanze wird Spitzwegerich schon seit vielen Jahren verwendet. Wegen ihrer desinfizierenden und reizlindernden Wirkung können zerquetschte Spitzwegerich-Blätter als schnelles Heilmittel unterwegs beim Wandern gegen Insektenstiche oder Blasen angewendet werden. Doch kulinarisch hat die Pflanze einiges zu bieten. Spitzwegerich Blätter können frisch oder getrocknet als Tee verwendet werden. Spitzwegerich Tee regt den Stoffwechsel an und hilft deshalb beim Abnehmen.
Vogelmiere
Die Vogelmiere ist nicht nur ein hartnäckiges Kraut, was so manchen Gärtner zur Verzweiflung treibt, sondern schmeckt besonders lecker und nicht nur während einer Heilfasten-Kur. Vogelmiere kann roh wie Salat oder gekocht wie Spinat gegessen werden. Nicht in der Schwangerschaft anwenden!
Quellen:
Zeitschriften: Landliebe Fasten & Entschlacken
www.herbathek.com/blog/birkenblaetter-tee-so-kannst-du-dir-die-kraft-der-birke-zu-nutze-machen/
www.heilpflanze.org/brennnessel-gut-fuers-fasten/
Kräuterpfarrers Ratschläge - Kräuterpfarrer Benedikt Online Shop (kraeuterpfarrer.at)
Löwenzahntee macht munter, hilft beim Abnehmen und ist ein optimaler Fastenbegleiter (smarticular.net)
www.kraeuterweisheiten.de/fasten-koerper-und-seele-reinigen.html
www.heilfastenkur.de/pflanze-270-Spitzwegerich.htm
wiki.yoga-vidya.de/Spitzwegerich
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