Die gewöhnliche Kastanie oder Rosskastanie gehört zur Familie der Seifenbaumgewächse und stammt ursprünglich von der Balkanhalbinsel. Insgesamt gibt es 13 Arten, die in Europa, Nordamerika und Asien beheimatet sind. Der Gattungsname Aesculus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „eine dem Jupiter heilige, auf Bergen wachsende "Eichenart" von hohem Wuchs und festem Holz“.
Bild unten: Kastanien im April 2023 im Blühenden Barock in Ludwigsburg
Kastanien, Esskastanien oder Maronen. Kennen Sie die Unterschiede?
Kastanie ist nicht gleich Kastanie. Es gibt essbare und giftige Kastanien. Edelkastanien oder Esskastanien heißen botanisch Castanea sativa und man kann sie, wie der Name schon vermuten lässt, essen. Maronen sind speziell gezüchtete Sorten, die aromatischer schmecken. Sie sind etwas größer und rundlicher als gewöhnliche Esskastanien. Außerdem kann man sie besser schälen. Die gewöhnliche Rosskastanie oder weiße Rosskastanie heißt botanisch Aesculus hippocastanum und die rote Rosskastanie Aesculus x carnea. Beide gehören zur Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae). Edelkastanien oder Esskastanien sind dagegen Buchengewächse (Fagaceae).
Bild unten: Links Marone, rechts und oben wilde Esskastanien
Blütenstände und Blüten
Die Blüten der sommergrünen Laubbäume sind entweder zwittrig oder männlich und blühen je nach Art und Sorte weiß, gelblich, rosa oder rot. Die Blüten stehen in aufrechten, dichten, großen und endständigen Rispen – und sind ein echter Augenschmaus. Das finden auch die vielen Insekten, für die Rosskastanien wertvolle Futterpflanzen darstellen und gleichzeitig für die Bestäubung sorgen. Nach der Befruchtung entsteht eine 5 bis 6,5 cm große, kugelige Kapselfrucht mit einer dicken, lederigen, bestachelten Hülle. Die Kapselfrucht enthält meist einen nussbraunen und glänzenden Samen.
Saponine und Aesculin
Alle Teile der Rosskastanien sind schwach giftig. Die bei der Einnahme von Pflanzenteilen auftretenden Verdauungsstörungen werden vermutlich von den Saponinen und dem Glucosid Aesculin verursacht. Möglicherweise tragen auch Alkaloide dazu bei Pferde können nach dem Konsum von Kastanien Koordinationsstörungen erleiden, während Hirsche und andere Säugetiere die enthaltenen Stoffe im Verdauungstrakt neutralisieren können.
Saponine sind Sekundäre Pflanzenstoffe und der Name bedeutet so viel wie Seife und werden deshalb so bezeichnet, da sie beim Schütteln mit Wasser oft einen seifenartigen Schaum ergeben. Man findet Saponine in Gemüsepflanzen, wie Sojabohnen, Kichererbsen, Erdnüssen, Mungobohnen, Saubohnen, Linsen, Erbsen, Quinoa, Spinat, Hafer, Auberginen, Spargel, Fenchel, Knoblauch, Zuckerrüben, Tomaten, grüne Paprika, Kartoffeln (Solanin), Zwiebeln, Cassava und Yams. Sie sind darüber hinaus Bestandteile von Tee, Ginseng oder Jiaogulan.
Der Saft aus den Rhizomen des Echten Seifenkrauts wurde schon früh als Waschmittel verwendet, daher auch der botanische Gattungsname Saponaria. In hoher Konzentration treten Saponine in Kastanien und in der Rinde des südamerikanischen Seifenrindenbaumes (Quillaja saponaria) auf, letzteres auch Panamarinde genannt. Aus ökologischen Gründen werden Kastanien und die indischen Waschnüsse, deren Waschwirkung auf die hohe Konzentration an Saponinen zurückgeht, in jüngster Zeit ein breites Interesse geweckt.
Aesculin ist ein Glucosid, dass in der Rinde und im Samen der Rosskastanie vorkommt. Wie auch andere Cumarine fluoresziert die Substanz blau unter ultraviolettem Licht. Über diese Fluoreszenz in sonnenlichtbestrahlten, wässrigen Auszügen von Rosskastanienrinde wird bereits im 19. Jahrhundert berichtet. Diesen Effekt untersuchte der deutsche Chemiker Paul Krais (1866–1939), indem er Wolle und Flachs mit Aesculin-haltigen Extrakten der Rosskastanie versetzte und damit eine optische Aufhellung erzielte.
Wäsche waschen mit Rosskastanien
Aufgrund der Saponine und dem Aesculin hat die Rosskastanie eine gute Waschkraft und es kann im Herbst ein natürliches Waschpulver auf Vorrat hergestellt werden.
Die Rosskastanien sammeln und frisch grob zerkleinern. Später sind sie zu hart dazu. Anschließend müssen die zerkleinerten Kastanien getrocknet werden. Entweder in Holzkisten oder im Backofen. In einen Liter Wasser gebe ich 1 EL von dem Rosskastaniengranulat und lasse es über Nacht stehen. Danach abseihen und nur das Wasser (ca. 200 bis 250 ml) in die Waschmaschine geben. Das Granulat kann zwei weitere Male mit Wasser angesetzt werden. Danach kann es entweder pulverisiert zum verlängern von Mehl genommen werden oder im Bioabfall entsorgt werden. Ich gebe weder Essig noch einen Duft dazu, wäre aber möglich.
Bild unten: Zerkleinerte und getrocknete Rosskastanien
Weitere Nutzungsmöglichkeiten
Um Engpässe in der Grundmittelversorgung auszugleichen, war Improvisation gefragt. Allerlei Ersatzmittel fanden Einzug in die Küchen der ärmeren Bevölkerung und wurden zum Symbol einer gescheiterten Grundversorgung. Hochwertige Lebensmittel wurden mit minderwertigen gestreckt und Abfälle auf ihre Wiederverwertbarkeit getestet. Aus Obstkernen, Rosskastanien und Bucheckern wurden Öle gepresst. Aber auch als Mehl- oder Kaffeeersatz und als Schnupftabak dienten die Früchte in Notzeiten. Als Vieh- und Wildfutter werden Kastanien immer noch verwendet.
Bild unten: Vorne Rosskastanien, hinten Esskastanie / Marone
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnliche_Rosskastanie
de.wikipedia.org/wiki/Rosskastanien
de.wikipedia.org/wiki/Saponine
de.wikipedia.org/wiki/Aesculin
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/gehoelze/07503.html
www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/rosskastanien
ww1.habsburger.net/de/kapitel/vom-strecken-waessern-und-duennen
www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/im-schatten-der-schonheit-1169110.html
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