Die Gattung der Wegeriche (Plantago) ist groß und vielfältig und doch fallen die kleinen, unscheinbaren Pflanzen nur wenigen auf.
Dabei folgen sie den Menschen quasi auf Schritt und Tritt. Der deutsche Name „Wegerich“ stammt wohl daher, dass Wegeriche häufig entlang von Wegen wachsen. Eine amerikanische indigene Bevölkerungsgruppe bezeichnet den Wegerich gar als „Fußstapfen des weißen Mannes“, da er seit dem Auftauchen von Europäern auf dem amerikanischen Kontinent zu finden ist. Und selbst der wissenschaftliche Name Plantago leitet sich wohl vom lateinischen „planta“ ab, was so viel wie Fußsohle bedeutet.
Wegeriche können sehr unterschiedlich sein. Es gibt sie sowohl als Kraut als auch in Strauchform. Allen gemein sind allerdings ihre besonderen Blätter, deren Blattadern immer parallel zueinander verlaufen anstatt, wie bei vielen Pflanzen üblich, vernetzt. Die bei uns in Deutschland bedeutendsten Arten sind der Mittlere Wegerich (Plantago media), Spitzwegerich (Plantago lanceolata) und Breitwegerich (Plantago major). Sie lassen sich leicht daran erkennen, dass alle Blätter in einer Rosette direkt am Boden angeordnet sind. Wegeriche kommen in unterschiedlichen Arten auf der ganzen Welt vor. Obwohl es wohl um die 190 Arten an Wegerichen gibt, sind bei uns vor allem nur zwei Arten bekannt: der Spitzwegerich und der Breitwegerich. Beide Arten stammen aus Europa oder Eurasien und sind heute weltweit verbreitet. Zumindest für die meisten Europäer sind diese beiden der Inbegriff eines Wegerichs: Die beiden Arten sind extrem anpassungsfähig und robust. Bei uns in Europa gibt es allerdings noch einige weitere Arten wie den Mittleren Wegerich oder Spezialisten wie den Strand-Wegerich (Plantago maritima) und den Berg-Wegerich (Plantago atrata). [1]
Spitzwegerich
Spitzwegerich ist ein wertvolles Heilkraut, das unterwegs sehr nützlich sein kann, beispielsweise im Fall von Insekten- oder Brennnesselstichen. Es wächst entlang vieler Wege auf der ganzen Welt und kann das Laufen auf eben jenen Wegen deutlich erleichtern. Bei Blasen und Verletzungen am Fuß schafft der Spitzwegerich nämlich Milderung. [2]
Der Spitzwegerich war ursprünglich nur in Europa beheimatet. Inzwischen ist er weltweit verbreitet. Er kommt häufig in Fettwiesen, in Parkrasen (dort vor allem in seiner mageren Ausbildungsform), an Wegen und in Äckern vor. [3]
Vegetative Merkmale Spitzwegerich
Der Spitzwegerich ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 5 bis 50 Zentimetern erreicht. Die reichverzweigte Wurzel kann bis zu 60 cm in die Tiefe reichen. Die in einer grundständigen Rosette stehenden Laubblätter sind ungestielt. Die einfache Blattspreite ist spitz, schmal und lanzettlich. [4]
Generative Merkmale Spitzwegerich
Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Auf einem langen 5-furchigen Schaft steht ein dichter, walzenförmiger, ähriger Blütenstand. Die verhältnismäßig kleinen, unscheinbaren Blüten sind zwittrig.
[5]
Breitwegerich
Der Breitwegerich ist ein naher Verwandter des Spitzwegerichs. Das sehr tritttolerante Gewächs hat die gleichen heilsamen Eigenschaften wie dieser. Doch auch im Aussehen gleichen sich die beiden Pflanzen sehr. [6]
Ursprünglich in Europa heimisch, hat sich diese Pflanzenart (mittelhochdeutsch wëgerīch) inzwischen weltweit verbreitet. Da der Breitwegerich (ebenso wie der Spitzwegerich) zu den „trittfesten“ Pflanzen gehört, ist er ein Anzeiger für häufig begangene Stellen.
Diese Pflanzenart ist sehr widerstandsfähig. Sie wächst auch in Pflasterritzen und auf häufig betretenen Rasenflächen. Der Breitwegerich ist wenig empfindlich gegen Salze und kann dank seiner bis zu 80 cm langen Wurzel auch auf verdichteten Böden wachsen. [7]
Vegetative Merkmale Breitwegerich
Der Breitwegerich oder Große-Wegerich wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht eine Wuchshöhe zwischen 3 und 25 cm. Sie bildet ein Rhizom als Überdauerungsorgan. Die in einer grundständigen Blattrosette angeordneten Laubblättern sind löffelförmig und handtellergroß. Die einfache Blattspreite ist eiförmig bis elliptisch und kahl bis dicht, kurz behaart. [8]
Generative Merkmale Breitwegerich
Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Endständig auf einem blattlosen Blütenstandsschaft, der etwa so lang oder kürzer als die Laubblätter und höchstens zweimal so lang wie der Fruchtstand ist, steht aufrecht ein ähriger Blütenstand. Die Blüten sind geruchlos. Die grünlichen bis weißlichen Staubfäden sind etwa 2 mm lang und die verkehrt-herzförmigen Staubbeutel sind etwa so lang wie breit. Der Pollen wird durch Windbestäubung verbreitet.
Die Frucht enthält meist 6 bis 30, selten bis zu 46 Samen. [9]
Bestäubung
Sowohl Spitz- als auch Breit- Wegerich sind windblütig und besitzen vorweibliche Blüten. Eine Bestäubung durch pollensuchende Insekten ist möglich. Beim Spitzwegerich sind die Samen weniger quellfähig als beim Breitwegerich. Die vegetative Vermehrung erfolgt durch Wurzelsprosse.
Die Verbreitung erfolgt über die klebrigen Samen, die an Tierpfoten, Schuhen und Rädern haften.
Die Samen sind Licht- und Kältekeimer. [10]
Einige morphologisch ähnliche Arten
Spitz- und Breit- Wegerich können miteinander und mit dem Mittleren (Plantago media) verwechselt werden.
Verwendung
Während der Spitzwegerich in der Küche durch seine hohe Biomasse glänzt, hat der Breitwegerich deutlich mehr an Samen zu bieten. Nach der Blüte kann man die reifen Samen von den langen Ähren des Breitwegerichs ernten und anschließend trocknen oder in der Pfanne leicht anrösten. Sehr lecker ist das Ganze im Salat, Müsli oder als Gewürz in selbstgebackenem Brot.
Die langen Blütenstände können Sie frisch in den Salat geben.
Im Herbst, kurz bevor es so richtig kalt wird, schlägt die Stunde des Wurzelgemüses. Eine leckere Ergänzung zu Karotte, Wurzelpetersilie und Co. kann die Wurzel des Spitz- oder Breit-Wegerichs sein. Die gesäuberte Wurzel kann zusammen mit dem anderen Gemüse in der Pfanne angedünstet werden.
Natürlich lassen sich auch die Blätter des Breitwegerichs ernten und zum Kochen verwenden, doch ist die Ernte beim verwandten Spitzwegerich deutlich ergiebiger. [11]
Heilpflanze
Die beiden Heilpflanzen Spitz- und Breitwegerich sind schon seit langem bekannt. Die enthaltenen Schleimstoffe helfen bei angegriffenen Schleimhäuten und die Kieselsäure stärkt das Gewebe. Das ebenfalls enthaltene Aucubin wirkt entzündungshemmend und zudem reizmildernd.
Zusammen ergeben all diese Inhaltsstoffe den perfekten Mix und haben den Spitz- und den Breitwegerich zu zwei sehr vielseitig anwendbaren Heilpflanzen gemacht. Beide Arten haben die gleiche Wirkung und Anwendungsweise, die Heilwirkung des Spitzwegerichs ist jedoch geringfügig größer als die des Breitwegerichs. [12]
Aphrodisiakum, Zaubermittel und Ritualgewächs
Im Volksglauben diente der Spitzwegerich zur Abwehr unerwünschter Liebe oder als Mittel, um die Liebe eines Menschen zu gewinnen. [13]
Etymologie und Nutzungsgeschichte
Die Bezeichnung „Wegerich“ (vermutlich in Analogie zu Personennamen wie Friedrich oder Dietrich gebildet) ist wohl nicht als „Wegbeherrscher“ zu interpretieren, sondern deutet auf den Standort an Wegen hin. Der Name Plantago leitet sich vom lateinischen „Planta“ für Fußsohle ab.
Bereits in der Antike, aber auch in Shakespeares Romeo und Julia, wurden die Blätter des Wegerichs (hier vor allem Plantago maior L. oder Plantago lanceolata L.) auf Wunden und entzündete Stellen aufgelegt. Seltener wurde auch die Wegerichwurzel (z. B. bei Menstruationsbeschwerden) angewandt. Die antiken Ärzte Galenos und Dioscurides zählen in ihren Schriften zahlreiche Anwendungsgebiete für den Wegerich auf, v. a. soll er bei allen bösartigen Geschwüren, Flüssen, Fäulnisprozessen, Ruhr, Blutungen angewendet werden. Nach Dioscurides hilft der Wegerich auch Epileptikern und Asthmatikern. Dioscurides unterschied in der Materia medica bereits einen kleinen von einem großen Wegerich. Galenos klassifiziert den Wegerich im Sinne der Humoralpathologie als gemischt zusammengesetztes einfaches Arzneimittel mit den Qualitäten feucht und kalt sowie trocken und kalt, woraus er die verschiedenen Indikationen ableitet. [14]
[1] www.plantura.garden/gartentipps/krauterratgeber/wegerich-wildes-kraut-mit-heilender-wirkung
[2] www.plantura.garden/gartentipps/krauterratgeber/wegerich-wildes-kraut-mit-heilender-wirkung
[3] de.wikipedia.org/wiki/Spitzwegerich
[4] de.wikipedia.org/wiki/Spitzwegerich
[5] de.wikipedia.org/wiki/Spitzwegerich
[6] www.plantura.garden/gartentipps/krauterratgeber/wegerich-wildes-kraut-mit-heilender-wirkung
[7] de.wikipedia.org/wiki/Breitwegerich
[8] de.wikipedia.org/wiki/Breitwegerich
[9] de.wikipedia.org/wiki/Breitwegerich
[10] de.wikipedia.org/wiki/Spitzwegerich und de.wikipedia.org/wiki/Breitwegerich
[11] www.plantura.garden/gartentipps/krauterratgeber/wegerich-wildes-kraut-mit-heilender-wirkung
[12] www.plantura.garden/gartentipps/krauterratgeber/wegerich-wildes-kraut-mit-heilender-wirkung
[13] sprengel.wordpress.com/category/heilpflanzen-mythologie-und-volksglaube
[14] de.wikipedia.org/wiki/Wegeriche
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