Meine Märzwanderung führte mich am 12. März in das Wolfstal bei Lauterach, was ganz im Süden des Biosphärengebiets Schwäbische Alb liegt. Jedes Jahr blühen tausende Märzenbecher entlang des Weges und die weißen, glockenförmigen Blüten mit grünen Flecken und sind ein absolutes Highlight.
Das Wolfstal ist nicht nur aufgrund seiner Märzenbecherblüte weithin bekannt, sondern auch wegen dem Kalkgestein des Jura. Der Kalk entstand entweder aus dem Schlamm des Jura-Meeres vor ca. 150 Mio Jahreb oder aus Schwammriffen. Schlammablagerungen sind meist geschichtet, wie im Wolfstal deutlich zu erkennen ist. Hier wechseln Kalkbänke mit mergellagen (Mergel = Kalk mit Ton).
In den Tuffsteinbrüchen in der näheren Umgebung, zum Beispiel Zwiefaltendorf, Seeburg, Gönningen und ganz dicht die Laufenmühle wurde der Tuffstein abgebaut. Wann genau mit dem Abbau begonnen wurde, ist aber nicht genau zu sagen.
Märzenbecher, die Frühlings-Knotenblume
Manchmal ist der Märzenbecher schneller als sein Name verspricht. Denn oft blüht er bereits Ende Februar aber dieses Jahr hatten wir Glück und viele der Amaryllisgewächse waren noch knospig oder in voller Blüte. Leucojum vernum – so der botanische Name – ist eine ausdauernde krautige Zwiebelpflanze die eine Wuchshöhe von zwischen 10 und 30 cm erreichen kann.
Zur Blütezeit erscheinen drei bis fünf breit-lineale, bis 20 cm lange und 1 cm breite dunkelgrüne Laubblätter. Sie sind in zwei Zeilen angeordnet. Die etwa 25 mm großen Blüten des Märzenbechers stehen in den meisten Fällen einzeln, mitunter finden sich aber auch zwei Blüten. Diese haben die Form einer Glocke, sind weiß und duften. Die Kronblätter der Blüte sind gleich lang. Die sechs Blütenblätter laufen spitz zu, wobei dicht an der Spitze ein grüner Fleck das weiße Blütenblatt färbt. Im Inneren der Blüte befindet sich ein üppiger, saftig-grüner Fruchtknoten, der einen weißen Griffel mit grüner Narbe aufweist und von goldgelben Staubblättern umrahmt ist. In seltenen Fällen entwickeln sich auch Fruchtkapseln. Diese sind 15 bis 18 mm lang und birnenförmig. Die Kapseln sind fleischig und beinhalten eiförmige, weiße Samenkörner, die zur Selbstvermehrung dienen.
Vorkommen
Die Frühlingsknotenblume ist eine submediterran-subatlantische Pflanzenart der Auenwälder und Laubmischwälder. Außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes ist sie in verschiedenen Gegenden eingebürgert, so z. B. an der nordamerikanischen Ostküste. Die Nordgrenze der natürlichen Verbreitung in Deutschland entspricht etwa der Linie Hannover – Wittenberg – Cottbus, weiter nördlich gelegene Vorkommen beruhen auf Verwilderung. In Frankreich liegen die Vorkommen östlich einer Linie Laon – Le Puy – Gap.
Der Märzenbecher wächst zwar in Gruppen, aber größere Bestände sind jedoch selten. Sie gilt nach der Bundesartenschutzverordnung als besonders geschützt und nach der Roten Liste als gefährdet. Als ursächlich für die Gefährdung sind in erster Linie Eingriffe in den Lebensraum der Pflanze zu sehen, wie beispielsweise die Umwandlung naturnaher Wälder oder auch die Entwässerung und Wiederaufforstung von Moorflächen. Ebenso tragen Wildverbiss und Sammler zur Bestandsminderung bei.
Giftigkeit
Märzenbecher sind in allen Teilen giftig. Die größte Giftkonzentration befindet sich in der Zwiebel. Verantwortlich für die Giftwirkung sind vor allem Alkaloide wie Lycorin und Galanthamin. Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, sowie Herzrhythmusstörungen. In früheren Zeiten wurde die Pflanze als Heilmittel bei Herzerkrankungen eingesetzt.
Vorkommen und Standort
Neben dem Vorkommen in der Wolfsschlucht sind größere Bestände auf den Märzenbecherwiesen im Polenztal in der Sächsischen Schweiz, bei Haina (Grabfeld), im Nationalpark Hainich in der Nähe des Baumkronenpfades, in Südniedersachsen in Laubwäldern (auf Muschelkalk) rund um Göttingen, sowie am Schweineberg im Stadtforst Hameln. Das in einem Laubmischwald in einer Höhenlage von 200 bis 280 Metern gelegene Areal bei Hameln umfasst ca. 3,60 km² und zählt damit zu den größten Vorkommen Deutschlands. Es wurde 1948 unter Naturschutz gestellt und zieht zur Blütezeit regelmäßig zahlreiche Touristen an. Weitere Vorkommen sind am Nordabhang der Fränkischen Alb bei Algersdorf im Sittenbachtal, bei Ettenstatt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und auf der Schwäbischen Alb auch im Eselsburger Tal bei Herbrechtingen und im Autal bei Bad Überkingen.
Der Märzenbecher bevorzugt feuchte, nährstoffreiche, mäßig saure Ton- und Lehmböden, die als Humusform in der Regel auch Mull aufweisen. Der Standort der mehrjährigen Zwiebelpflanze ist halbschattig bis schattig. In der direkten Sonne gedeiht er nicht. Im Garten kommt der Märzenbecher mit fast jeder Bodenart klar, nur zu trocken darf der Untergrund nicht sein.
Im eigenen Garten
Der attraktive, zarte Vorfrühlingsbote ist eine Nahrungsquelle für Wildbienen, Insekten und Schmetterlinge und können im Fachhandel erworben werden und zwischen September und November mit einem Pflanzabstand von etwa 10 cm auf eine Tiefe von 10 bis 12 cm gepflanzt werden. Die Blütezeit reicht je nach Sorte von Februar bis April.
Quellen
www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/maerzenbecher-knotenblume/maerzenbecher-fruehlings-knotenblume
de.wikipedia.org/wiki/Frühlingsknotenblume
www.gartenzauber.com/marzenbecher-leucojum-vernum/
www.schoener-wohnen.de/einrichten/garten-terrasse/pflanzenlexikon/41725-plxk-maerzenbecher-fruehlings-knotenblume
www.haus.de/garten/maerzenbecher-33972
Märzenbecher - BUND Naturschutz in Bayern e.V. (bund-naturschutz.de)
www.naturadb.de/pflanzen/leucojum-vernum/
www.tourismus.alb-donau-kreis.de/thema/biosphaeren-infozentrum-lauterach/
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