Die Knoblauchsrauke Alliaria petiolata ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) gehört. Wie der Name vermuten lässt, riecht die Pflanze nach Knoblauch. Im Mittelalter wurde die Knoblauchsrauke zahlreichen Speisen als Würzmittel zugefügt.
Vorkommen
Die Knoblauchsrauke wächst wild in den meisten Teilen Europas, Vorderasiens und Zentralasiens bis China und Indien und kommt stellenweise auch in Nordafrika vor. Sie ist eigentlich eine Pflanzenart der Laubwälder, gedeiht aber besonders gut in Gebüschen und Hecken sowie an Mauern und Wegrainen, in Gärten und auf Schuttplätzen (Ruderalstellen). Sie befindet sich dort häufig in der Gesellschaft von Brennnesseln. Wie diese schätzt sie frische, stickstoffreiche Lehmböden. Heute ist sie häufig auch in schattigen Parkanlagen und in Gehölzen im städtischen Raum zu finden. Die Knoblauchsrauke ist ein Stickstoffzeiger und eine Halbschattenpflanze. Auch in Astgabeln von Bäumen kann sie epiphytisch wachsen. [1]
Vegetative Merkmale
Die Knoblauchsrauke ist eine zwei- bis mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 100 Zentimetern erreicht. Die leicht bräunliche bis weiße Pfahlwurzel ist häufig in der Mitte zwei bis dreifach geteilt. Der Stängel ist schwach vierkantig, im basalen Bereich entwickelt er eine schwache Behaarung. Die lang gestielten, nierenförmigen Grundblätter sind am Rand buchtig gekerbt und ähneln einer Mischung aus Brennnessel und Gundermann. Die Stängelblätter sind wechselständig angeordnet. Sie weisen eine herzförmige Blattspreite mit gebuchtetem Rand auf. Markante Merkmale sind die Einkerbungen am Blattstiel sowie der deutlich nach Knoblauch riechende Duft beim Zerreiben der Blätter. Mit zunehmenden Alter der Pflanze wird das knoblauchartige Aroma jedoch deutlich geringer. Die Grundblätter sind meist deutlich runder als emporwachsenden Blätter, die meist spitz zulaufend sind. [2]
Generative Merkmale
Die Blüten der Knoblauchsrauke sind weiß gefärbt und erscheinen meist von Mitte April bis Anfang August. Jede der 5 bis 8 mm großen Blüten besteht aus vier Kelchblättern, vier Kronblättern und sechs gelben Staubblättern. Die Blüten sind nur an der Spitze der Pflanze zu finden und in kleinen Trauben angeordnet. Zur Fruchtreife bilden sich aus den weißen Blüten bis zu 8 cm lange Schoten aus, die jeweils bis zu acht dunkle nahezu schwarze Samen enthält. Die Samen selbst sind in der Regel nicht größer als 4 Millimeter. [3] Mit zunehmender Reife verändert sich aufgrund des dann stattfindenden Austrocknungsprozesses die Farbe der Schote von grün zu hellbraun. Ist die Schote voll ausgereift, reißen die beiden Fruchtklappen von unten nach oben allmählich auf und fallen schließlich ab. Die Samen werden dabei noch nicht verstreut. Sie sind mit kurzen Stielen an der Scheidewand der Schote befestigt. [4]
Bestäubung
Die Knoblauchsrauke bietet den Nektar, der sich an der Basis der Blüte sammelt, frei zugänglich an. So finden sich neben Bienen, Fliegen und Schwebfliegen auch Käfer als bestäubende Insekten ein. Zusätzlich zur Fremdbestäubung ist der Knoblauchsrauke Selbstbestäubung möglich. Die Knoblauchsrauke verbreitet ihre Samen überwiegend durch Semachorie [5]. Werden die Stängel, an denen die Schoten schräg ausgerichtet hängen, vom Wind oder von vorbeistreifenden Tieren oder Menschen in Bewegung versetzt, lösen sich die ausgereiften Samen von der Schote ab und werden ausgestreut. Wie viele andere Pflanzen auch, verfügt die Knoblauchsrauke über mehrere Ausbreitungsstrategien. Bei Regen verschleimen die Samen und bleiben im Fell vorbeistreifender Tiere haften. Sie werden durch diese Strategie, die sogenannte Epichorie [6], über eine größere Distanz verschleppt als durch die Semachorie. Die vegetative Vermehrung wird über unterirdische Ausläufer und Wurzelsprosse sichergestellt. [7]
Einige morphologisch ähnliche Arten
Solange die Knoblauchsrauke nicht blüht, kann sie leicht mit der Brennnessel, die den gleichen Standort bevorzugt, verwechselt werden. Auch das Große Hexenkraut (Circaea lutetiana) ist ähnlich. Hier fehlt aber der typische Knoblauchduft. [8]
Lebensraum für Tiere
Der Tagfalter Waldbrettspiel (Pararge aegeria) saugt gern am Nektar der Knoblauchsrauke. Sie dient auch dem Aurorafalter (Anthocharis cardamines) als Nektarpflanze und zugleich neben dem Wiesenschaumkraut dessen Raupen als Futterpflanze. Als Futterpflanze nutzt sie außerdem der stark gefährdete mehlfarbene Raukenspanner (Lithostege farinata). Polyphag [9] ernähren sich die Raupen der Achateule (Phlogophora meticulosa) und des Grünader-Weißlings (Pieris napi) von der Knoblauchsrauke. Oligophag [10] sind die Raupen des Kreuzblütler-Blattspanners (Xanthorhoe designata) und Gemeinen Blattspanners (Xanthorhoe fluctuata) auf die Art angewiesen. [11]
Verwendung
Die Knoblauchsrauke hat im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine gewisse Rolle als Gewürzpflanze gespielt und geriet, als Gewürze preisgünstiger und damit für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich wurden, als solche zunehmend in Vergessenheit. [12] Der würzige, leicht knoblauchartige Geschmack macht die Knoblauchsrauke zu einer vorzüglichen Gewürzpflanze. Der scharfe Geschmack der Knoblauchsrauke ist auf ätherische Öle und das Glukosid Sinigrin zurückzuführen, das den Glukosiden ähnelt, die in anderen Mitgliedern der Kohlfamilie zu finden sind. Sie können sie beispielsweise in Salate, Gemüsefüllungen, Gemüsegerichte, Pfannkuchen, Kräuterbutter, Pesto, Aufläufe, Kräuterquark, Frischkäse oder Suppen geben. Weil sich das pfeffrig-knoblauchartige Aroma beim Kochen verflüchtigt, sollten Sie die Pflanzenteile erst nach dem Erhitzen über die abgekühlten Speisen geben. Die geschmacksintensiven Blüten der Pflanze werden zur Dekoration von Salaten oder salzigen Sorbets verwendet. Die schwarzen Samen der Knoblauchsrauke lassen sich ähnlich wie Pfefferkörner verwenden und haben einen sehr scharfen Geschmack. Die aromatische Schärfe der Blätter bereichert auch grüne Smoothies. [13]
Smoothie Rezept mit Knoblauchsrauke
Zubereitung
Knoblauchsrauken Butter
Zubereitung
Grüne Pfannkuchen mit Knoblauchsrauke
Zubereitung
Sehr gut passt geriebener Käse dazu. Rezepte: [14]
Heilpflanze
Als Heilkraut spielt die Knoblauchsrauke heute keine große Rolle, dennoch enthält die Pflanze einige Inhaltsstoffe, die eine Nutzung in Betracht ziehen. In der Vergangenheit war dies anders. Die im Mittelalter als Knoblauchskraut bezeichnete Pflanze kam sowohl bei der inneren als auch äußeren Behandlung diverser Beschwerden zum Einsatz. Im Kräuterbuch von P.A. Matthioli wurde Knoblauchsrauke unter anderem bei der Behandlung von Hüftschmerzen und Seitenstechen verwendet. Genutzt wurde die Pflanze hierzu als Salbe, indem Blätter der Knoblauchsrauke zerrieben und mit Essig, Salz und Ingwer vermischt wurden. Auch gegen Kurzatmigkeit wurde das Wildkraut in Form eines Tees verwendet. Äußerlich wurde Knoblauchsrauke als Frauenkraut sowie bei der Therapie Fallsucht (Epilepsie) und Schlafsucht (vermutlich Hypersomnie) empfohlen. Eine gesundheitsfördernde Wirkung der Knoblauchsrauke beruht vor allem auf den enthaltenden Senfölglykosiden, Saponinen sowie einigen ätherischen Öle. Diese Inhaltsstoffe haben vor allem die folgenden Heilwirkungen:
In der heutigen Zeit wird die Pflanze nur noch gelegentlich naturheilkundlich verwendet was vor allem daran liegt, dass es weitaus wirksamere Heilpflanzen gibt. Beschwerden und Krankheiten für die sie in Betracht kommt, sind u.a. die folgenden:
Wird die Knoblauchsrauke als Heilkraut verwendet, so werden meistens frische Presssäfte aus der ganzen Pflanze, Kompressen oder Tees als Darreichungsformen zubereitet. Wissenschaftlich ist die Knoblauchsrauke derzeit nicht von besonderem Interesse. Es bestehen nur sehr wenige und meist ältere Studien über die medizinische Nutzung des bekannten Wildkrauts. Da die Pflanze jedoch zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe enthält und Nebenwirkungen nicht bekannt sind, gilt sie als gesundes Wildgemüse, das gern und oft verzehrt werden kann. [15]
Quellen
[1] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke
[2] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke und www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Knoblauchsrauke
[3] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Knoblauchsrauke
[4] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke
[5] Verbreitung durch Wind- oder Tierbewegungen
[6] Unter Epichorie bzw. Epizoochorie oder Anhafter versteht man die an Tiere angepasste Ausbreitung
von Samen oder Früchten einer Pflanzen durch die Anhaftung an die Körperoberfläche eines Tieres
[7] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke
[8] www.nachgeharkt.de/knoblauchsrauke-ein-vitaminreiches-wildkraut
[9] Als Polyphag werden Tiere mit einem breiten Nahrungsspektrum bezeichnet.
[10] Oligophagie bezieht sich auf das Essen von nur wenigen spezifischen Lebensmitteln
[11] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke
[12] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke
[13] de.wikipedia.org/wiki/Knoblauchsrauke und www.smoothie-mixer.de/wildkraeuter-lexikon/knoblauchsrauke
[14] www.kraeuter-entdecken.de/kräuter-des-monats/knoblauchsrauke
[15] www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Knoblauchsrauke
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