Im Frühjahr nach der Schneeschmelze schiebt sich der 10 bis 30 cm hohe, trübrosa bis -lila gefärbte Blütenspross der Schuppenwurz durch das Laub. Die Gewöhnliche Schuppenwurz (Lathraea squamaria), auch Aufrechte Schuppenwurz genannt, gehört zu den fast chlorophyllfreien Schmarotzerpflanzen.
Unterirdisch ist die Schuppenwurz deutlich größer als oberirdisch: Bis zu 2 Meter und bis zu 5 kg kann das reich verzweigte Rhizom werden. Das Rhizom ist mit fleischigen stärkereichen Schuppen besetzt, die umgewandelte Niederblättchen mit Speicherfunktion darstellen. Das Rhizom besitzt zudem kleine Saugorgane (Haustorien), mit denen die Pflanze in das Gewebe von Bäumen oder anderen Wirtspflanzen eindringt und dort deren Saft saugt.
Keine Blätter - dafür Wasserdrüsen
Die Schuppenwurz bildet keine Blätter aus und so fehlt der Transpirationssog, der die Assimilate von der Wurzel in die oberen Teile der Pflanze saugt. Es ist die Kraft, die Wasser am oberen Ende einer geschlossenen Wassersäule nach oben saugen kann. Der Stängel des Sommerwurzgewächses besitzt deshalb spezielle Wasserdrüsen (Hydathoden), die das Wasserpotenial zwischen Wirt und Parasit aufrechterhalten, indem sie aktiv Wasser ausscheiden oder aufnehmen.
Ernährung ohne Chlorophyll
Die Schmarotzerpflanze besitzt kein Chlorophyll und damit nicht die Fähigkeit mithilfe des Sonnenlichts Kohlendioxid und Wasser in Glukose umzuwandeln. Um an die lebensnotwendigen Nährstoffe, Wasser und Salze zu kommen, zapft die Schuppenwurz die Wurzeln anderer Organismen an und lebt vom Parasitismus. Da sie sich ausschließlich von der Wirtspflanze ernährt, wird die Schuppenwurz auch als Vollschmarotzer bezeichnet.
Vorkommen
Wenn die Wirtsbäume gerade mit dem Wassertransport beginnen, blüht die Schuppenwurz. Allerdings benötigt sie für die Blühreife 10 Jahre. Die Schuppenwurz kommt in feuchten Laubmischwäldern oder Auenwäldern in ganz Deutschland, vereinzelt in anderen Teilen Europas und West-Asiens vor. Der Standort darf dunkel sein, da sie keine Fotosynthese betreibt und stellt auch keine besondere Ansprüche an den Boden. In vielen Gebieten ist die Pflanze aber trotzdem vom Aussterben bedroht.
Bevorzugte Wirtspflanzen
Die Schuppenwurz zapft aber nicht wahllos andere Pflanzen an, sondern bevorzugt die folgenden Baumarten: Buchen, Erlen, Haseln, Ulmen, Pappeln, gelegentlich auch Nadelbäume wie Fichten.
Fortpflanzung
So ungewöhnlich wie die ganze Pflanze ist, ist auch ihre Fortpflanzung. Zum einem können die Blüten von Insekten, vor allem Hummeln und (Honig-)Bienen bestäubt werden. Nicht selten werden die vorweiblichen (proterogynen) Blüten auch durch den Wind bestäubt (Anemophilie). Zum anderen können in ungünstigen Jahren die Blüten sich auch unterirdisch bilden. Hier kann es dann zur Bestäubung kommen, ohne dass sich die Blüten öffnen (Kleistogamie). Der Fruchtansatz ist stets sehr hoch, fast alle Blüten entwickeln sich zu Früchten. Diese werden durch Wind, Wasser und Ameisen verbreitet und müssen möglichst nah an die Wurzel des späteren Wirts gelangen. Denn nur wenn die Distanz weniger als einen Zentimeter beträgt, hat die zukünftige Pflanze eine Chance. Dann kann nach 10 Jahren die neue Schuppenwurz erstmal blühen.
Quellen
de.wikipedia.org/wiki/Gewöhnliche_Schuppenwurz
www.plantopedia.de/pflanzen/schuppenwurz
www.pflanzen-deutschland.de/Lathraea_squamaria.html
www.umweltstiftung-rastatt.de/pflanze-des-monats/april/schuppenwurz-pflanze-des-monats-april
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