Aphrodisiaka – Elixiere und Rezepte für die Liebe
Phantasievolle, skurrile und wirksame Mittel wurden erdacht, um eines der größten Vergnügen, die das Leben bietet, in seiner ganzen Fülle genießen zu können.
Schon im alten China wusste man, dass ein erfülltes Sexualleben Gesundheit und ein hohes Alter verspricht. Die nach der griechischen Liebesgöttin Aphrodite benannten Mittel, die der Liebe auf die Sprünge helfen sollen, weisen eine schier unerschöpfliche Vielfalt auf und sind in aller Welt anzutreffen, von den alten südamerikanischen Kulturen über den Orient bis zum Europa von heute. Hier werde ich mich aber nur auf Pflanzen, Gewürze und Düfte begrenzen.
Aphrodite – die Göttin der Liebe
Im antiken Griechenland war Aphrodite die Göttin der Liebe, die unter den Gottheiten des Olymp einen hohen Rang einnahm. Ihre Herkunft ist ungewiss. Womöglich wurde ihr Kult aus dem Osten eingeführt, wo es schon früher hohe weibliche Gottheiten gab. Aphrodite könnte von der assyrischen Göttin Ishtar, der phönizischen Astarte oder der arabischen Alilat abstammen, die als Mondgöttinnen verehrt wurden.
Aphrodite war Sinnbild des blühenden Lebens im vegetativen und animalischen Bereich. Eine Darstellung zeigt sie als halb männliche und als halb weibliche Gottheit, die das Aktive und das Passive der Schöpfung vereint und üppiges Wachstum und Produktivität symbolisiert.
Da man glaubte, Aphrodite habe sich aus der wogenden Gischt erhoben, war ein weiteres ihrer Symbole das Meer. Deshalb stand sie für die fruchtbringenden Kräfte des Wassers.
In der animalischen Welt ist Aphrodite die Göttin der Triebe, bei den Menschen versinnbildlicht sie Geburt, Ehe und Familienleben. Als Göttin der derberen Spielarten der Liebe inspiriert sowohl Männer als auch Frauen.
Aphrodite wurde als das Ideal der weiblichen Schönheit betrachtet und häufig in Kunstwerken verewigt. Die wohl bekannteste Darstellung ist das Gemälde „Geburt der Venus“ von Sandro Botticelli aus dem 15. Jahrhundert.
Zu ihren Symbolen und Attributen zählen der Spatz und der Hase als Sinnbilder der Fruchtbarkeit, der Schwan und der Delphin wegen ihrer Verbindung zum Meeresgott sowie die Schildkröte, die für Häuslichkeit steht. Aphrodite wird durch die Rose, den Mohn und den Lindenbaum dargestellt.
Aphrodite ist mit der römischen Göttin Venus gleichzusetzen. Zwei Tempel in Rom waren ihr geweiht und beim Fest der Vinalia Priora als Beschützerin der Ernte verehrt. Die Vinalia waren altrömische Weinfeste und ein Fest fand am 19. August, der ebenfalls der Venus geweiht war, statt. Am 19. August war der Weihetag (Natalis templi) des Venustempels beim Circus Maximus und des Heiligtums in luco Libitinae.
In der Literatur ist Venus untrennbar mit Adonis verbunden, einem Jüngling von bemerkenswerter Schönheit. Adonis war der Sohn von Theias, dem König von Syrien und seiner Tochter Smyrna.
Düfte, die die Sinne wecken
Seit Aphrodite Hektor mit Rosenöl einrieb, gilt die Rose als das stärkste und sinnlichste unter den natürlichen Duftstoffen. „Erfülle deine Wohnstätte … mit einer Vielzahl von Düften wie Moschus und mit den Wohlgerüchen von Rosen, Orangenblüten, Narzissen, Jasmin, Hyazinthen und Nelken … fülle goldene Räuchergefäße mit grüner Aloe und Ambra … befestige die Aufhängung so, dass nichts von diesen Wohlgerüchen verfliegen kann … wenn der Räucherdampf stark genug ist, lass deine Angebetete kommen. So empfahl es Abū Abdallāh Muḥammad an-Nafzāwī (im Deutschen auch mit Scheikh Nefzawi) im Buch „Der parfümierte Garten“ (auch Der duftende Garten) aus dem frühen 15. Jahrhundert, das aufgrund seiner erotischen Geschichten und freizügigen Behandlung menschlicher Sexualität schon im 19. Jahrhundert auf großes Interesse in Europa stieß.
Die Römer versuchten ihr Glück mit dem verschwenderischen Umgang mit exotischen Parfüms und Cremes. Die Macht der Duftstoffe ist auch an mehreren Stellen in der Bibel erwähnt, zum Beispiel im Hohelied [5.13] Seine Wangen sind wie Balsambeete, in denen Gewürzkräuter wachsen. Seine Lippen sind wie Lilien, die von fließender Myrrhe triefen.
Zibet und Ambra waren besonders bei reichen und gebildeten Römern beliebt. Zibet ist ein stark und im natürlichen Zustand äußerst unangenehm, faulig riechendes, öliges, dickflüssiges Sekret der Zibetkatzen. Moschus wird aus einer Drüse des Moschus-Hirschis gewonnen und findet bis heute in zahlreichen Parfums Verwendung.
Hast du schon einmal an eine stimulierende Partnermassage mit Muskatellersalbei-Öl gedacht? Der Stimmungsaufheller aus dem Kräutergarten wurde schon vor Jahrtausenden wegen seiner berauschenden Wirkung als Aphrodisiakum eingesetzt. Der Duft des Öles löst Verspannungen und wirkt erotisierend. Muskatellersalbei-Öl bewährt sich aber auch als Stresslöser und Antidepressivum. Bereits wenige Tropfen dieses hochwirksamen Öls stärken deine emotionale Ausgeglichenheit, vertreiben Melancholie, Sorgen und Ängste und richten einen positiven Zustand der Zuversicht ein. Ausschlagend ist die Kombination aus dem stressreduzierenden Linalool und dem hormonausgleichenden Sclareol.
Liebestränke und Liebeszauber
Der vermutlich am häufigsten zitierte Liebestrank bzw. Liebeszauber ist der, den Oberon in Shakespeares „Sommernachtstraum“ deklamiert, um Titania zu verhexen:
Doch merkt ich auf den Pfeil, wohin er fiele;
Er fiel gen Westen auf ein zartes Blümchen,
Sonst milchweiß, purpurn nun durch Amors Wunde,
Und Mädchen nennen's „Lieb' im Müßiggang“.
Hol mir die Blum! Ich wies dir einst das Kraut;
Ihr Saft, geträufelt auf entschlafene Wimpern,
Macht Mann und Weib in jede Kreatur,
Die sie zunächst erblicken, toll vergafft.
Hol mir das Kraut; doch komm zurück, bevor
Der Leviathan eine Meile schwimmt.
Mein Gartenkräuter-Liebestrunk ist aus verschiedenen Kräutern und Gewürzen zusammengestellt, die in Kombination stark die Libido steigern und für längere Erektionen sorgen können.
Zutaten:
# 1 TL Frauenmantel
# 1 TL Rosmarin
# 1 TL Basilikum
# 1 TL Zimt (frisch gemahlen)
# 4 Wildrosenblüten
# 1 Liter heißes Wasser
Zubereitung:
Alle Zutaten mit dem Wasser übergießen und zehn Minuten ziehen lassen. Regelmäßig über den Tag verteilt trinken.
Das Gesetz der Ähnlichkeit und die Lehre von den Zeichen
Wie in der Kräutermedizin, so schloss man auch bei den Aphrodisiaka vom Aussehen einer Pflanze auf ihre speziellen Eigenschaften. Die Form der Wurzeln wie zum Beispiel vom Herzblatt (Parnassia), Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) oder Leberblümchen (Anemone hepatica) wiesen auf ihre eigentümliche Funktion hin. Das trifft besonders auf die Alraunenwurzel (Mandragora), die an einen menschlichen Körper erinnert, zu. Beim Ginseng (Panax ginseng), der seinen Ursprung im Orient hat, ist es ähnlich. Es ist kein Zufall, dass viele Gemüse, denen eine aphrodisische Wirkung nachgesagt wird, eine phallische Form besitzen. Ganz oben auf der Liste stehen Spargel, Karotte und Pastinake. Rote, reife Beeren sind dagegen das Sinnbild für einen verführerischen Kuss.
Das Gesetz der Ähnlichkeit besagt, dass Ähnliches wieder Ähnliches hervorruft oder das sich die Wirkung gleicht. Davon wurde die Lehre der Zeichen abgeleitet, die jede Pflanze kennzeichnet und auf die Verwendung hinweist. Zum Beispiel Johanniskraut. Das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) wird seit der Antike als Heilpflanze verwendet und hochgeschätzt. Die getrocknete Wurzel hat ein phallisches Aussehen und ähnelt dem Ginseng. Johanniskraut unterscheidet sich aber dadurch, dass man es nicht essen muss, um das Liebesverlangen zu steigern. Die Wirkungsweise ist eher magischer Natur, die getrocknete Wurzel wird in einem Leinensäckchen um den Hals getragen.
Im Garten von Theodor Fontane
Die hohen Himbeerwände
Trennten dich und mich,
Doch im Laubwerk unsre Hände
Fanden von selber sich.
Die Hecke konnt' es nicht wehren,
Wie hoch sie immer stund:
Ich reichte dir die Beeren,
Und du reichtest mir deinen Mund.
Ach, schrittest du durch den Garten
Noch einmal im raschen Gang,
Wie gerne wollt' ich warten,
Warten stundenlang.
Aus dem Schoß der Natur ins Reich der Sinne
Es gibt natürliche Aphrodisiaka, wie Kräuter, Gewürze und Düfte, die das sexuelle Lustempfinden steigern können. Und sie sind nicht mal schwer zu bekommen, sondern du hast sie wahrscheinlich sogar schon Zuhause.
Als natürliches Viagra stehen feurige Gewürze ganz oben auf der Liste. Ob Ingwer, Chili oder Meerrettich – alles, was scharf ist, macht auch scharf. Denn die in den scharfen Gewürzen enthaltenen Stoffe und ätherischen Öle sorgen für eine bessere Durchblutung.
Weitere Pflanzen
Brennnessel (Urtica)
Die gesundheitsfördernde Heilwirkung der Brennnessel ist bekannt. Weniger bekannt ist ihre Anwendung als natürliches Viagra und ihre starke stimulierende Wirkung. Verwendet wird der Samen, der nach der Ernte im Sommer getrocknet wird und ideal für Müsli, Joghurt oder Salat ist. Der Brennnessel Samen hat die Eigenschaft, im Becken sowie den Genitalien die Blutzirkulation anzuregen. Zudem ist er sehr proteinhaltig, was wiederrum sehr gut gegen Impotenz und zur allgemeinen Stärkung dient.
Johanniskraut (Hypericum)
Nicht nur die Nerven, sondern auch die Sexualhormone werden durch Johanniskraut angeregt. Nicht umsonst wird von dem Liebestee gesprochen, der für Erotik durch Stimmungsaufheller sorgt und als Scharfmacher die Libido steigern kann.
Frauenmantel (Alchemilla)
Wie der Name schon vermuten lässt, eignet sich der Frauenmantel besonders für Frauen. Das Liebeskraut hat eine entkrampfende und entspannende Wirkung auf den Unterleib und stärkt die weiblichen Organe. Männer müssen nicht auf den Frauenmantel verzichten, bei ihnen soll er potenzsteigernd wirken.
Beifuß (Artemisia)
Der gemeine Beifuß wächst zahlreich an Feld- und Wiesenrändern und ist eher ein unauffälliges Kraut. Beifuß ist sowohl in der Küche als Gewürz für zahlreiche Gerichte sowie als Heilkraut bekannt. Sein ätherisches Öl zählt zu den stärkten und beliebtesten natürlichen Aphrodisiaka und hat eine ausgesprochen lustanregende und zugleich berauschende Wirkung. Zur Herstellung eines Tees kannst du sowohl die Blätter als auch die Blüten verwenden. Ein Teelöffel getrocknete Pflanzenteile mit 200 ml kochendem Wasser übergießen und abgedeckt drei Minuten ziehen lassen. Beifuß eignet sich auch zum räuchern und kann so ebenfalls seine stimulierende Wirkung entfalten.
Anis (Piminella)
Ursprünglich stammt Anis aus dem östlichen Mittelmeerraum, wird heute aber weltweit in den gemäßigten Gebieten mit gemäßigtem Klima angebaut. Die lichtliebende Pflanze wird seit der Antike als stimulierendes Gewürz eingesetzt. Denn Anis regt die Sekretion desweiblichen Hormons Östrogen an und fördert damit einen regelmäßigen weiblichen Zyklus. Männer sollten bei den Inhaltsstoffen von Anis vorsichtig sein, es hat sich gezeigt, dass zu viel Ouzo oder Pernod die Potenz einschränken können.
Basilikum (Ocimum)
Basilikum kennt man als beliebte Zutat für Salate und als Kombipartner zu Tomaten. Aber das feine, leicht pfeffrig-würzige Aroma der Würzpflanze wirkt nicht nur appetitanregend, sondern auch luststeigernd. Die Inhaltsstoffe wirken entkrampfend auf die Verdauungsorgane und stärken das Nervenkostüm.
Sellerie (Apium)
Mit seinem hohen Gehalt an Vitamin E und C stärkt der Sellerie nicht nur das Immunsystem, sondern auch so manches andere, was für ein gelingendes Liebesspiel vonnöten ist. Im Sellerie ist Androsteron enthalten, das den männlichen Sexuallockstoffen gleicht. Besonders potenzsteigernd soll übrigens Selleriesalat sein. Sellerie verliert seine aphrodisierenden Wirkstoffe beim Kochen. Also immer schön frisch verwenden.
Liebstöckel (Levisticum)
Besser bekannt als Maggikraut, hat der Liebstöckel einen leicht bitteren und herb würzigen Geschmack und wirkt wärmend und entkrampfend auf den Unterleib. Deshalb verhilft Liebstöckel eher den Frauen zu Lust und Liebe als den Männern.
Mönchspfeffer (Vitex)
Versuche haben gezeigt, dass der Mönchspfeffer einen positiven Einfluss auf den weiblichen Zyklus hat. Auch während der Wechseljahre kommt Mönchspfeffer häufig zum Einsatz. Außerdem wird bei der Einnahme die Freisetzung von Serotonin (Serotonin ist ein Botenstoff, der in unserem Nervensystem Informationen weitergibt) angekurbelt, was sich insgesamt Libido fördernd auswirkt. Wenn du die Pille nimmst, dann solltest du den Mönchspfeffer meiden.
Echtes Eisenkraut (Verbena)
Das Echte Eisenkraut regt die Produktion von Oxytocin an, jenem Hormon, das unsere Bereitschaft zum Kuscheln erhöht. Außerdem enthält das Heilkraut Phytoöstrogene, die sich positiv auf den Eisprung auswirken sollen.
Mehr Lust auf Liebe?
Pflanzen, Gewürze und Düfte können dir helfen, Zeiten der Lustlosigkeit zu überwinden. Manchmal reicht es bereits, mehr Sinnlichkeit zu erleben oder sich zu entspannen und zu genießen. Wie auch immer, finde es heraus. Wohlriechende Düfte, ein stimulierendes Gericht oder ein anregendes Bad dienen der sinnlichen Inszenierung, der raffinierten atmosphärischen Einstimmung. Lass dich inspirieren!
Quellen:
Zeitschrift: Landliebe Land Apotheke Frühjahr 1 /2022, Seite 48 und 49
Buch: Aphrodisiaka Ars Edition ISBN 3-7607-1188-x
Buch: Scharfe Sachen – ein erotisches Kochbuch, Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 3-423-36075-5
www.freundin/aphrodisiaka
www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/naturheilkunde/aetherische-oele-uebersicht/muskatellersalbei
www.mein-gartenexperte.de/gartenkraeuter-aphrodisiaka-natuerlich-das-liebesleben-anregen
www.mein-gartenexperte.de/gartenkraeuter-aphrodisiaka-natuerlich-das-liebesleben-anregen
www.sanddornhof.at/kraeuter-magazin/aphrodiesierende-kraeuter/
www.kostbarenatur.net/wilde-kraeuter-fuer-die-liebe/
www.news.de/reisen-und-leben/855700429/aphrodisierende-kraeuter-mit-wirkung-auf-libido-und-sexuelle-lust-brennnessel-pfefferminze-johanniskraut-basilikum-beifuss/1/
www.lubera.com/de/gartenbuch/kraeuter-als-natuerliches-aphrodisiakum-p4678
www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/gruenes-leben/aphrodisierende-pflanzen-natuerliches-viagra-33796
Alle Rechte vorbehalten Abredat